Das Märchen vom Traumfresserchen als Kinderoper

Die Wiener Staatsoper lockt das Kinderpublikum zu Winfried Hillers Singspiel „Das Traumfresserchen“

Es ist toll, wenn man sich auf dem Dach der Wiener Staatsoper eine Kinderoper anhört. Auf den riesigen Treppen immer höher zu gehen und die Schönheit und Pracht der Wiener Staatsoper zu bestaunen ist schon toll. Wenn man „Angestellte“ in Uniform sieht, muss manch einer schon glucksen. Man merkt, dass die Monarchie ihre Macht in diesem Bauwerk zeigen wollte. Durch eine Tür geht es dann im dritten Stock hinein in das Kinderopernzelt. Davor steht ein Stand mit allen möglichen Sachen für Kinder wie das Buch und der Film vom Traumfresserchen.

Durch den Zeltgang, der nicht, wie man denkt, nur aus einem Meter besteht, geht es dann über eine Filztreppe durch einen Vorhang hinein. Es ist alles voll auf den „Bierbänken“, vorn von Kindern und hinten von den Erwachsenen. Rechts an der Seite sitzt das Orchester und ganz hinten die Tontechnik. Ganz oben hängt Traumfresserchen als Discokugel. Der Raum ist schwarz gestaltet. Obwohl es rammelvoll ist, kriegt man noch einen Platz. Kurz vor Beginn kommen noch die letzten Familien oder Mütter mit ihren Kindern. Alle müssen rutschen, damit sie auf die Bänke passen. Das Publikum blickt gespannt auf die Bühne, nun kommt die Dirigentin nach vorn und hält eine kurze Einleitung. Die Geschichte spielt in Schlummerland und wer dort am besten schlafen konnte, wurde zum König gemacht. Sie erklärt den Kindern, dass sie einen Arm ausstrecken und eine abwehrende Hand zeigen sollen, wenn ihnen etwas Böses zu nahe kommt.

Zu Beginn kommt der Nachtwächter von Schlummerland und bläst das Nachtlied auf der Tuba. Endlich geht der Vorhang auf und man sieht die Königsfamilie von Schlummerland im Schlafzimmer. Hier gibt es drei Betten mit weißer Bettwäsche, zwei weiße Schäfchen stehen herum. Schlafittchen (Prinzessin) im rosa Pyjama mit weißen Rüschen, die Mutter (Königin) im beigen Umhang mit einem weißen, hochstehenden Pelzkragen und der Vater (König) mit einem roten Umhang mit weißen, hochstehenden Pelzkragen. König und Königin mit goldener Krone versteht sich und auch die Prinzessin hat eine rosa minikleine Krone. Schlafittchen sitzt in ihrem Bett und singt sich selbst ein Schlaflied vor. Nun möchte Schlafittchen wissen, warum sie so gut schlafen können und der Vater erzählt von einer geheimen Tür im Keller vom Schloss mit einer Innschrift. Hinter dieser Tür ist das Geheimnis, weshalb wir so gut schlafen. ABER wir dürfen diese Tür nicht öffnen und deswegen musste Schlafittchen es versprechen.

Des Nachts aber schleicht Schlafittchen zur Kellertür, öffnet sie und sieht ein rotes Wesen mit gelben, stachlichen, abstehenden Haaren, einem dicken Bauch und links ein Messer und rechts eine Gabel in der Hand. Es ist das Traumfresserchen. Es steht um einen Zauberkessel, in dem Träume gefangen werden und verspeist jeden bösen Traum, der aus dem Kessel entwischen wollte. Aus dem Kessel kommt farbwechselnder Dampf, der ab und zu mal über den Rand schwebte. Das alles weiß Schlafittchen aber nicht und jagt diesen hässlichen Kobold fort. Nun kommen die bösen Träume aus dem Kessel heraus und bedrohen Schlafittchen. Schwarze Gestalten mit grün-gelben Kopfmasken. Selbst die Kinder im Publikum kriegen es mit der Angst zu tun, strecken die Arm aus, wollen mit der Hand das Böse abwehren. Als die bösen Träume dann noch ins Publikum kommen, gehen die ersten Kinder schnell zu ihren Eltern.

Im Königsschlafzimmer sind die Schäfchen von den bösen Träumen jetzt schwarz statt weiß. Jetzt fürchtet sich Schlafittchen vorm Schlafengehen und die Eltern machen sich große Sorgen. Es kommen drei Doktoren, die auch Quatsch im Publikum zur Musik machen. Doch die Doktoren wissen auch nichts, können nicht helfen. Nun zieht der König mit nichts als seinem Umhang und seinen Pantoffeln los und fragt in allen Ländern nach Rat. Doch keiner weiß etwas. Die Prinzessin wird von Tag zu Tag blasser genau wie ihre Mutter. Der König sitzt bekümmert auf See in einem grauen Schlauchboot und erleidet wegen eines Unwetters Schiffbruch. Traumfresserchen sitzt derweil auf einer einsamen, grauen Insel (mit nur einem Baum) und verhungert fast. Währenddessen gibt es eine Revolution der Bürger von Schlummerland vor dem Schloss, die endlich die Wahrheit erfahren wollen. Stehen da mit Schildern in der Hand. Sie singen wütend: „Revolution“ und “ Morgen früh um drei ist es mit unserer Geduld vorbei!“ Als die Königin dann verzweifelt im Schloss sitzt, kommt Schlafittchen und beichtet, dass sie im Keller war.

Jetzt treffen sich wie durch Zufall der König und das Traumfresserchen auf dem Meer. Nun muss das Schlafittchen das Traumfresserchen mit einem Lied herrufen, deswegen ruft der König mit seinem Muschel-Telefon im Schloss an. Aber da das Traumfresserchen nur den Text und nicht die Melodie weiß, muss Schlafittchen nochmals hinunter in den Keller (selbstverständlich mit dem Text), denn die Melodie weiß nur noch der Kessel, aber dort lauern die bösen Träume auf sie. Doch sie ist sehr mutig und singt bald das Traumfresserchenlied. Auf einmal sind alle wieder im Schloss und alle können wieder gut schlafen. Auch das Traumfresserchen ist glücklich und fett. Doch wichtig ist, das Schlafittchen kann wieder gut träumen.

Ich fand dieses Stück sehr spannend inszeniert und finde, dass es eine sehr gute Idee war, das Kinderbuch in ein Theaterstück umzuwandeln. Von der Inszenierung fand ich vor allem gut, dass sich der Bauch des Traumfresserchens durch den Schwanz mit Luft aufgepumpt hat (sehr originell). Die Musik dazu war sehr schön mit sehr vielen Blasinstrumenten, Harfe und alles rund um Perkussion war auch etwas dabei. Die Musik war sehr abstrakt, interessant und sehr an der Handlung angelehnt. Das Stück ist sehr für Kinder gemacht, aber man sollte sich vielleicht überlegen, ob man kleine Kinder, die ein bisschen zu ängstlich sind, lieber nicht mitnimmt.

Winfried Hiller: Das Traumfresserchen

Ein Singspiel in 7 Bildern und 6 Zwischenspielen
Kinderopernzelt auf der Dachterrasse der Wiener Staatsoper
Musikalische Leitung: Christina Drexel
Regie: Michael Sturminger
Bühnenbild & Kostüme: Andreas Donhauser & Renate Martin
Mit: Benedikt Kobel, Donna Ellen, Hans Peter Kamerer & Sophie Marilley
Bühnenorchester der Wiener Staatsoper

1. November 2008 – Premiere: 19. September 1999

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