Umleitungen beweisen, dass die Einstellung entscheidend ist
In unsere sächsische Muttersprache übersetzt heißt „Umleitung“ bekanntlich „Umleidung“. Gedenkt man der vielen Situationen, die uns zum Gebrauch dieses Wortes nötigen, solange wir uns jedenfalls in und auf den Bahnen der Leipziger Verkehrsbetriebe bewegen, so scheint dieses Wort tatsächlich nur zu existieren, „um Leid“ zu schaffen.
Als ich mich neulich während meiner allabendlichen Heimfahrt mal wieder auf eine unfreiwillige Stadtrundfahrt mit der Bimmel einstellen musste und erbost jener vulgäretymologischen Deutung des Worts „Umleidung“ nachhing, wurde ich eines Besseren belehrt. Stiegen doch am Hauptbahnhof zwei junge Männer zu, die mit vereinten Kräften und wechselseitigem Stützen wenigstens halbwegs das zustande brachten, was man im Allgemeinen einen aufrechten Gang zu nennen pflegt. Schon bei der nächsten Station entspann sich zwischen ihnen folgendes interessante Gespräch:
– Nej, diese schaais Umleidung, die goddsd misch villaischde mol on!
– Weesde Schorschl, mir mochd die bleede Umleidung gor nischd mär auus. Da gej’sch immor forhär noch bain Bohnhof rinn un goof mir ne Bulle Ruß. Die donner’sch mir donn währnd do Fohrd rin. No un wenn’sch donn endlisch heeme bin, bin’sch wejnischsdns rischtsch full.
– Frailisch, sou hasde ooch von dor Umleidung noch wos dovonn.
– ‚Türlisch, sach’sch’s dir nisch? Sou is mir dä bäglobbde Umleidung nämlisch gons egol.
Beweisen diese zwei tapferen Gesellen nicht, dass alles nur eine Sache der Einstellung ist? Und ist es nicht genau eine Tugend unseres sächsischen Gemüts, selbst in den misslichsten Lagen immer nur das Gute an den Dingen zu sehen?
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