Mozart: Missa Solemnis C-Dur und Martin: Requiem für vier Vokalsolisten … (Ian Sober)

20. März 2001, Peterskirche Leipzig

„Rundfunkkonzerte“, 6. Konzert

Wolfgang Amadeus Mozart: Missa Solemnis C-Dur KV 337
Frank Martin: Requiem für vier Vokalsolisten, gemischten Chor große Orgel und Orchester

MDR Sinfonieorchester, Konzertmeister: Joachim Fuchs
MDR Rundfunkchor, Einstudierung: Howard Arman

Solisten:
Juliane Banse, Sopran
Iris Vermillion, Mezzosopran
Bruce Fowler, Tenor
Franz-Josef Selig, Bass

Felix Friedrich, Orgel

Dirigent: Marcello Viotti

Schönheit und Schrecken im Widerhall

Wenn der Körper leidet, kann sich der Geist allemal zu höchsten Genüssen emporschwingen; dies zu beweisen war jedoch sicher nicht die Absicht, als dem Publikum die unbequemen, zu dicht aufgestellten Stühle angeboten wurden. Trotzdem war die Peterskirche bis in die letzen Reihen gefüllt, und nach weniger als anderthalbstündigem Konzert wären viele gern noch länger geblieben, so großartig waren Solisten, Chor und Orchester, so interessant auch in ihrer Gegenüberstellung die beiden Werke. Findet sich in Mozarts „Missa Solemnis“ noch nichts von den abgründigen Schrecken etwa seines Requiems – man kann sich vielmehr von der Schönheit des „Credo“ gefangennehmen lassen – so ist es in jenem Alterswerk von Frank Martin (1890-1974) der Tag des Zorns, der den größten Raum einnimmt, und das anfangs wie ein gepreßtes Flüstern hervorgestoßene „Dies Irae“ fährt dem Zuhörer durch Mark und Bein.

Es sei seine Absicht gewesen, einen Ausdruck zu finden für den „Willen, den Tod anzunehmen, mit ihm Frieden zu schließen“, schreibt Martin über sein Requiem, und es ist die strahlende Schönheit seiner Musik im „Sanctus“ und „Lux aeterna“, oder die tröstende Reinheit der Altstimme (nur begleitet von der Orgel) im „Agnus Dei“, welche hier die Schrecken des Todes relativieren. Selbst Leute, die zeitgenössischer Musik eher skeptisch gegenüberstehen, wird die große Farbigkeit dieser Musik sofort in ihren Bann ziehen. Bei dem vielleicht romantisch zu nennenden Grundton waren jedoch die musikalischen Strukturen klar voneinander abgegrenzt dank dem präzise agierenden Rundfunkorchester unter Marcello Viotti. (Dieser hätte am liebsten alle Einsätze der Solisten mitgeflüstert.)

Für die Zuhörer der hinteren Reihen mag einiges von der Klarheit der Interpretation verlorengegangen sein aufgrund des starken Widerhalls in der Peterskirche, den wohl nicht zuletzt das Publikum für diese Einspielung dämpfen sollte. Das für die Orgel eingesetzte Harmonium klang im „Benedictus“ der „Missa Solemnis“ wie ein schlechter Synthesizer. Dies waren jedoch nur Wermutstropfen angesichts der Meisterschaft von Chor und Solisten.

(Ian Sober)

Kommentar hinterlassen

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.