Ensemble: Collegium Canticorum Leipzig (Susanne Krostewitz)

20. April 2001 Kammermusiksaal der Musikhochschule

Ensemble: Collegium Canticorum Leipzig

Liebe, Leben, Leiden, Laster – Chansons, Madrigale und Lieder der Renaissance und des 20. Jahrhunderts

„O welch süßer Kuss ward mir von meiner Herrin…“

Drei befreundete Musikerpärchen nehmen noch zwei sangeskundige Stimmen hinzu und fertig ist ein Ensemble, was zwar nicht mit den schönsten Stimmen glänzen kann, aber dass dennoch einen vergnüglichen Abend anzubieten weiß. Collegium Canticorum ist begeistert von der Musik, die sie zu Gehör bringt und konzentriert sich auf die Texte, fast gleich, in welcher Sprache.

Zu Beginn des Konzerts erklangen drei englische Madrigale des Thomas Weelkes (ca. 1575-1623), dessen derbe Themen in seine Stücke Eingang fanden, sei das Pfeifenrauchen oder dass er selbst 1616 als Trinker beschuldigt wird. Das stark homorhythmische letzte Stück dagegen beschäftigt sich mit den Wirkungen der Musik, die sie einem Sorgenden bringen kann.

Die Volkslieder für gemischten Chor von Bela Bartok sind ein seltenes Beispiel solcher Art Musik im 20. Jahrhundert. Problematisch ist natürlich der ungarische Text und die damit verbundene Charakteristik der Stücke und dies war auch dem sonst sehr textpräsenten Ensemble anzumerken.

In einem ?Concert? mit Renaissancemusik darf natürlich der Großmeister nicht fehlen. Es erklangen drei Madrigale von Claudio Monteverdi, zwei aus dem vierten und eins aus dem fünften Madrigalbuch. Mit zwei neapolitanischen Canzonetten von Giovanne da Nola endete der erste Teil des Konzertes. Diese Musik des Carnevals trägt volkstümliche Elemente, seien es Quintparallellen, Imitationen u.ä. Um dem gerecht zu werden, versuchte das Ensemble die drei auftretenden Blinden nicht nur musikalisch, sondern auch szenisch anzudeuten. Die drei vortragenden Männer fielen bettelnd und notenwegwerfend vor dem Publikum auf die Knie.

Der zweite Teil begann mit einem Klassenvorspiel. Die Kompositionsklasse von Giovanni Gabrieli wurde vorgestellt. Alle Schüler hatten bei ihm zwischen 1610 und 1612 in Venedig studiert. Die Dänen Hans Nielsen und Morgens Pedersön, sowie die Deutschen Johann Grabe und Heinrich Schütz, letzterer mit 8-stimmigen Madrigal „Vasto mar“, dass als Dankeschön für seinen Studienaufenthalt angesehen werden kann. Es ist Moritz von Hessen gewidmet, der sein Studium nach Venedig finanziert hatte.

Die Kompositionen des Bassisten Jens Marggraf entstanden 1994 für eine Reise nach Finnland, darin liegt auch begründet, dass die Stücke ohne Text auskommen – keine Probleme mit Textverständlichkeit, Übersetzungen fürs Programmheft o.ä. Bemerkenswert das Stück „Konsonanten“. Erstaunlich was aus chorischen Einsingübungen werden kann, die hier gebündelt, übereinander geschichtet und mit einem starken rhythmischen Gehalt versehen, zu einem Kleinod der Akustik wurden.

Chansons von Clément Janequin bildeten den Abschluß. Dieser Priester aus Bordeaux, der schon zu seiner Zeit berühmt war, weiß das Unanständige seiner derben Texte mit der Eleganz der Musik zu verbinden. Er ruft uns damit die betonte Diesseitigkeit der Renaissance ins Gedächtnis. „La plus belle de la ville“ ist ein Stück, dass die Stärken des Ensemble hervorkehrt. Die Ausdeutung des Textes führt dazu, dass sich immer zwei Paare gegenüberstehend um die Schönste streiten. „Le chant des oyseaux“ erinnert, das Janequin gerade in der Lautmalerei Meister war, und deshalb darf es in solcher Zusammenstellung nicht fehlen.

Die Zugabe „Il est bel et bon“ von P. Passereau ist Schlusswort, denn alles war schön und gut …

(Susanne Krostewitz)

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