José Cura und die Anhaltinische Philharmonie Dessau (Dagmar Paetzold)

27. Mai 2001 Gewandhaus Großer Saal
Veranstalter: BVC Entertainment KG

José Cura / Simona Baldoni
Anhaltinische Philharmonie Dessau unter Leitung von János Ács

Verdi ?Il Corsaro? – Preludio / Aria di Corrado
Verdi ?Ernani? – Ernani involami
Verdi ?Don Carlos? – Io vengoa domandar grazia (Duett)
Puccini ?Le Villi? – La tregenda
Puccini ?Turandot? – Signore, ascolta / Non piangare, Li?
Puccini ?Viene la sera… (Duett)
Giordano ?Andrea Chenier? – Ecco l´altare / La mamma morta / Come un bel d? di maggio
Mascagni ?Cavalleria Rusticana? – Preludio / Voi lo sapete, o mamma / Tu qui, Santuzza (Duett)


José Cura – Station einer Reise

Der zum wiederholten Mal in Deutschland konzertant auftretende argentinische Tenor José Cura brachte im Rahmen einer dreiwöchigen Tournee am 27. Mai 2001 in Leipzig ein Potpourri aus seinen bisher veröffentlichten Aufnahmen, die dem Gesang der italienischen Oper im späten 18. Jahrhundert gewidmet sind, zu Gehör. Während sich der Große Saal des Gewandhauses mäßig füllte, offenbarte ein erster Blick in das teuer erstandene Programmheft sicherlich manchen ersehnten Ohrwurm. Die einleitende Vorstellung der Anhaltinischen Philharmonie Dessau, der Sopranistin Simona Baldoni und des Dirigenten János Ács, beziehungsweise die geschmeidigen Worte über die Persönlichkeit José Curas, die in besonderer Weise als ?unkonventionell und in gleichem Maße klassisch? charakterisiert wird, stimmten auf das zu Erwartende ein. (Am Rande sei bemerkt, dass die Werbevielfalt der Sponsoren und das ausladende Interview mit Partnerschaftsvermittlerin Claudia Püschel-Knies ?Applaus für das große Lebensglück? dem Programmheft doch eher den Charme einer Illustrierten verleihen.)

Das Konzert begann mit dem Preludio und der anschließenden Arie des Corrado aus Verdis ?Il Corsaro? und wenn man nicht schon schriftlich über Curas Unkonventionalität aufgeklärt worden wäre, so doch spätestens durch die überraschende Erstürmung des Saales mit dem ersten gesungenen Ton. Die anfänglich szenische Unruhe, die durch eine über die musikalische Kommunikation weit hinausreichende Zuwendung bald zur Anhaltinischen Philharmonie Dessau, bald zum Dirigenten János Ács und zum Publikum hervorgerufen wurde, wich in den folgenden Nummern einer konzentrierteren Darstellung. So waren die zahlreichen Probleme der Lichtregie, die alle Hände voll zu tun hatte, den meisterhaft singenden Tenor gebührend, wenn auch unschön, zu beleuchten, durchaus verständlich.

Nach einigen ungezwungenen Worten der Begrüßung erklangen desweiteren, ganz im Sinne einer Verdi-Hommage, die Arie der Elvira aus ?Ernani? und das Duett ?Io vengoa domandar grazia? aus ?Don Carlos?. Der erste Programmteil endete schließlich mit lohnenswerten Kostproben aus Pucinnis ?Le Villi?, ?Turandot? und ?Madame Butterfly?. Der zweite Teil des Konzertes stellte mit Umberto Giordanos ?Andrea Chenier? und Pietro Mascagnis ?Cavalleria Rusticana? zwei Werke des Verismo in den Vordergrund.

Simona Baldoni und José Cura meisterten diesen abendfüllenden Extrakt großer italienischer Gesangspartien und überzeugten durch stimmliche Souveränität. So blieb der gebührende Beifall des Publikums mit zahlreichen Bravorufen und Ovationen nicht unerhört, und eine Zugabe folgte der anderen. Um wieder den Bogen zur Unkonventionalität zu spannen, seien noch die letzten unkünstlerischen Äußerungen in der Zugabe nicht unerwähnt, mit denen der singende José Cura unbedingt öffentlich der Lichtregie seinen Unfrieden hinsichtlich der zu starken Beleuchtung kundtun musste.

Am Konzertende bot sich vielen noch die lohnenswerte Möglichkeit, dem charmant lächelnden Sänger persönlich gegenüberzutreten, ein Autogramm zu erhaschen, einige Worte der Bewunderung auszusprechen, um schließlich mit klingenden Ohren selig den Heimweg anzutreten.

(Dagmar Paetzold)

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