Competizione dell’ Opera 2001 (Beate Hennenberg)

04. Juni 2001
Competizione dell? Opera 2001 in der Semperoper Dresden

Wiederbelebung der italienischen Sangeskunst im kunstsinnigen Dresden

Nein, bei der Wegbeschreibung in die Künstlergarderoben schüttelten die beiden männlichen Finalisten am Bühneneingang die Köpfe. Erst als der Portier den Weg in russischer Sprache erklärte, huschte ein Leuchten über die Gesichter ? die beiden verstanden. Das sind die versteckten Dresdner Potentiale, die Siege entscheiden können.

Nicht nur für die Insider, auch für das aus dem In- und Ausland zahlreich angereiste Publikum gab es an diesem 4. Juni, dem Tag der feierlichen Galaveranstaltung, an dem aus den zehn Finalisten die drei Preisträger sowie ein Stipendiat der Oscar und Vera Ritter-Stiftung und der Publikumsliebling gekürt wurden, vieles zu bestaunen und zu entdecken.

Allem und allen voran die Qualität der Finalisten. Bis zum Ende des von Friedrich-Wilhelm Jung kapriziös moderierten Endausscheids des Wettbewerbs Competizione dell? Opera 2001 in der Semperoper Dresden stieg die Spannung von Arie zu Arie. Es wurde immer schwieriger, sich auf einen Hauptpreisträger festzulegen. Da war die reife Leistung der Amerikanerin Twyla Robinson, die ihre Arie aus Adriana Lecouvreur von Francesco Cilea ohne jegliche Registerbrüche und sehr ausdrucksstark webte. Es gab den Russen Pavel Kudinov, der gemeinsam mit der Kammerphilharmonie des MDR unter Maestro John Fiore aus Verdis Macbeth Come dal ciel precipita mit starkem Ausdruck darbrachte.

Bereits von 400 eingereichten und von 99 durch die Juroren geprüften Sänger in die Zehnerliste gewählt zu werden, ist eine Auszeichnung; alle Teilnehmer haben ein Diplom bekommen. Die Regeln waren recht offen. Der Wettbewerb war für SängerInnen aller Nationen ausgeschrieben, die an einer Musikhochschule oder an vergleichbaren Institutionen studierten oder studierten. Damen mußten nach dem 01.01.1970, Herren nach dem 01.01.1968 geboren sein. Gefordert waren pro Teilnehmer sechs Arien in italienischer Sprache und in Originaltonart.

Kammersänger Theo Adam, Vorsitzender der Jury, hatte in der vorausgehenden Pressekonferenz das überragende Niveau hervorgehoben; nicht grundlos würde die internationale Fachwelt nach Dresden zum Competizione kommen. Über die Preise haben unter anderem Sir Peter Jonas, Staatsintendant der Bayerischen Staatsoper, Louwrens Langevoort, Intendant der Hamburgischen Staatsoper, Henri Maier, neuer Intendant der Oper Leipzig, Prof. Dr. Müller-Heuser, Präsident des Deutschen Musikrates, entschieden.

Glanzvolle Erste Preisträgerin wurde die italienische Sopranistin Carla Maria Izzo, die bereits an der Mailänder Scala mit La Damnation de Faust unter Seiji Ozawa debütiert hatte. Hier brillierte sie mit Tu che le vanit? von Verdi; eine reife Leistung, bei der der musikalische Ausdruck überzeugte. Sie bekam übrigens neben dem mit 10 000 DM dotierten Hauptpreis den Publikumspreis verliehen.

Der zweite Preis ging an den koreanischen Tenor Woo Kyung Kim, der aus dem Verdischen Requiem die Arie Ingemisco mit einer großvolumigen Stimme und baritonalem Glanz sang. Den dritten Preis teilen sich die russische Sopranistin Ekaterina Morozowa und die Wiener Sopranistin Kristiane Kaiser. Besaß die erste eine unglaubliche stimmliche Präzision, Körperbeherrschung und technische Virtuosität, bestach die andere durch ihre Kultiviertheit und sangliche Grandezza.

Für alle Finalisten zählte die Tatsache am stärksten, dass sie während des Empfanges von den anwesenden Opernintendanten, Künstleragenten, Dirigenten und Musikredakteuren regelrecht in Beschlag genommen wurden. Zahlreiche Opernhäuser hatten Vorsingen, Engagements und Gastspiele zu vergeben. Das tröstete denn auch diejenigen, die vergeblich mit einem Preis gerechnet hatten; etwa Silvia Hablowtz, eine Mezzosopranistin, die von Detmold an die Leipziger Musikhochschule zu Helga Forner gewechselt war. Sie ärgerte sich, dass die Jury ihr eine Arie von Händel zum Finale aufgegeben hatte; denn alle anderen sangen etwas Italienisches aus dem 19. Jahrhundert. Sie wie auch Preisträgerin Kristiane Kaiser bestätigten aber in jedem Falle den professionellen Ablauf, das Engagement der Veranstalter und die Kunstbegeisterung der Dresdner.

Rückblickend konnten die beiden Wettbewerbsleiter Hans-Joachim Frey (Künstlerischer Betriebsdirektor der Sächsischen Staatsoper Dresden) und Torsten Mosgraber (Intendant der Dresdner Musikfestspiele) einen gewaltigen Erfolg verbuchen. Denn unter der Schirmherrschaft des Sächsischen Wissenschaftsministers Prof. Dr. Hans-Joachim Meyer und in Zusammenarbeit mit den Dresdner Musikfestspielen, dem MDR und der beiden Musikhochschulen in Dresden und Hamburg konnte dem bislang ziemlich haltlos strudelnden Wettbewerb eine neue Heimat und eine sichere Zukunft geschaffen werden: So hat sich der Hauptsponsor coram publico bereit erklärt, diesen Wettbewerb weiterhin zu fördern. Der nächste Termin steht sogar fest: Am 5. Juni 2002 um 20 Uhr wird das Finale des nächsten Competizione stattfinden, der danach in jedem geraden Kalenderjahr in Dresden, der Stadt italienischen Prunkes, zu erleben sein wird.

(Beate Hennenberg)

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