Der blaue Vorhang

Zur Skulptur auf der Grünfläche der Galerie für Zeitgenössische Kunst

Sechs Wochen lang konnten vorbeikommende Leipziger mitten auf grüner Wiese eine Nachbildung des Hauptvorhangs der großen Bühne vom Leipziger Schauspielhaus in Originalgröße bewundern: als freistehendes Objekt in der Grassistraße 2 / Ecke Karl-Tauchnitz-Str. 11. Der im Unterschied zur Vorlage in Bluebox-Blau gehaltene Vorhang aus Polyesterstoff wurde am 18. Mai 2001 eingeweiht, am 26.06.2001 war Finissage.

Wirkte der Vorhang mit dem Namen „Detail“ (Konzeption & Ausführung: Tobias Laukempe und Christoff Weber, HGB Leipzig, Klasse für Bildende Kunst bei Prof. Astrid Klein) vom Optischen her auf den ersten Blick leicht, so bestand sein Interieur doch aus mehreren Tonnen Beton, Stahl, Holz und war nur mittels schwerer Technik installierbar.

Ausgangspunkt für die aufwendige Skulptur war die Idee, Grenze zu verlagern. Im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit und findigen Sponsorensuche eine machbare Sache. Die Grenzmarkierung zwischen Bühne und Zuschauerraum wurde in eine untypische Gegend gestellt, um Grenze einerseits allseitig sichtbar zu machen, andererseits zu verwischen. Das auffällig künstliche Blau im Grün zog irritierte und erstaunte Blicke an. Gab es eine Vorstellung, kam da was? Wo war Bühne, wo Zuschauerraum?

Weder wurde der Vorhang als Schlafgelegenheit von Stadtzeltern benutzt, noch entdeckte ihn jemand als geeignete Graffitiwand. Weil aber beweglich und begehbar, spielten Kinder Fangen und Verstecken darin, zum Vatertag diente er Männern fürs Geschäft, und insbesondere viele ältere Damen boten eigene Erklärungsansätze für die große blaue undurchsichtige Gardine.

26. Juni 2001, Grünfläche der Galerie für Zeitgenössische Kunst


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