Bei der Dichterlesung gibt Roland Koch Einblick in sein Schreiben
Vorwiegend Studenten und Dozenten des Literaturinstituts sind zur öffentlichen Lesung des Kölner Autoren Roland Koch erschienen, der Schweizer Autor Thomas Hürlimann (Moderation) bestätigt dem Lesenden vorab einen Stil, der einen Sog erzeuge, die vielen Kommata machten den Text rasant, überhaupt habe Koch einen Rhythmus in seiner Prosa, der sie in Musik verwandle, da würden Dinge sichtbar in ihrer Vergänglichkeit und Melancholie, da habe einer den Blues und der macht nun das Fenster eines Textes auf, der sich Topsi nennt, manch einer mag beim Titel Musils Novelle Tonka assoziieren, der schlichte ähnliche Frauenname als Ausgangpunkt, aber da ist Kansas City, ein verliebter Gitarrist reflektiert über seine Beziehung zu einem für ihn undurchschaubaren, irgendwie reinen, kindlichen und gleichzeitig verderbten Frauwesen, wirft im amerikanischen Erzählstil „verdammte“ Anzüge, Sporthallen oder „beschissene“ Mäntel in den Redefluß, das sei, wie es später in der Diskussion heißt, eine Persiflage auf das amerikanische Erzählen und der Tatsache geschuldet, daß Topsi vor ein paar Jahren für eine Anthologie geschrieben wurde (Wenn der Kater kommt, Kiepenheuer & Witsch), die Amerika hofierte, etwas Stimmung wird erzeugt, manche Nahaufnahme der jungen Frau ist intensiv, doch ein Sog nach vorn oder in die Tiefe ist nicht zu spüren, eher schleppt sich die Geschichte dahin, es wird geklatscht, ein zweites Textfenster wird aufgemacht, jetzt geht es Ins leise Zimmer, das Paar, das sich darin aufhält, besteht aus „er“ und „sie“, ein anderer, lyrischer Ton ist da, Beziehungskonflikte, Perspektiven und leichte Wahrnehmungsverschiebungen werden ahnbar, kurze Sätze beginnen abwechselnd mit „er“ und „sie“, wirken wie Gegenüberstellungen, die monotone und teilweise mechanische Wiederholung von Mustern erzeugt wirklich so etwas wie Melodie, später erzählt Roland Koch, daß er den Text (vor ein paar Wochen in der „Neuen Rundschau“ erschienen) als Keimzelle für einen längeren verstehe, Ausführlicheres zum immer wieder neu variierten Thema kann, wer will, schon jetzt in seinem Roman Paare lesen (Kiepenheuer & Witsch 2000).
Lesung mit Roland Koch
26. Juni 2001, Deutsches Literaturinstitut
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