Verortungen

Finissage der Ausstellungorte von Max Bächer

Die Finissage anläßlich der bisher kürzesten Ausstellung in der Architekturgalerie im Europahaus über Max Bächer war, dem Thema der Ausstellung folgend, als Gespräch über Orte konzipiert. Neben dem Doyen der Architekturjuroren, Max Bächer, hatten die engagierten Initiatoren des Vereins ArchitekturRaum e. V. den Ressortchef für Kultur des Spiegels, Matthias Schreiber, für diesen Abend gewinnen können.

Angeregt von den konkreten in der Galerie ausgestellten Projekten Bächers ging die Reise querbeet durch die aktuelle Architekturdiskussion. Über das Thema des populären Rückschlusses von der Verwendung von bestimmten Materialien auf gesellschaftliche Verhältnisse war man sich schnell über die darin enthaltene peinliche Vereinfachung von Architektur einig. Apologeten wie Günter Behnisch (Glas = Demokratie) hatten im weiteren Verlauf des Abends nichts zu lachen.

Hier wie auch in der weiteren Diskussion, beispielsweise über die klassische Moderne, vermißte Rezensent den Aspekt der Zeichenhaftigkeit/der Sinnlichkeit von Architektur. Letztlich ließ man sich sogar zur These hinreißen, daß sich Bauten des Nationalsozialismus bei einer Betrachtung „an und für sich“, da ohne hinreichende Spezifik, nahtlos in den Kanon der Architekturgenese einreihen lassen. Meine Herren! Diese Zeichen und Formen einer Herrschaftsarchitektur können doch nicht ihre Singularität bzw. ihren Anspruch im zeitgeschichtlichen Kontext verbergen.

Auf das Thema der Orte zurückkommend ergab sich eine bemerkenswerte Entwicklung: Internationalisierung wurde als Mißachtung des Ortes (in ihrer geschichtlichen Ausprägung der 20er als auch in ihren aktuellen Tendenzen – Bilbaoisierung) kritisiert. Die Suche nach der gewünschten Sinnhaftigkeit endete dann aber in der Anerkennung eines Oswald Matthias Unger – eines Architekten, der seine quadratische Handschrift (einem Label vergleichbar) erfolgreich verkauft. Man zeigte sich beeindruckt von der Stärke, abseits der Zeitgeschichte und ohne vordergründige Bemühung des Kontexts zu bauen. Einfach gesagt: „Man kann alles bauen nur gut muß es sein“. Eine durchaus richtiger Ausgangspunkt. Aber auch hier sei daran appelliert, bei der Wahrnehmung von Architektur dem Bauch und nicht dem Kopf den Vorrang zu lassen. Die Reaktion der Sinne auf die physische Präsenz eines Bauwerkes sollte immer Ausgangspunkt aller Beurteilung sein.

Zum Ort Leipzig zurückkommend bleibt die freudige Aussicht auf einer Fortsetzung der anregenden Arbeit des Vereins ArchitekturRaum e. V.

Finissage der Ausstellung „orte“ von Max Bächer
23. Oktober 2001, Europahaus

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