CD Empfehlung mit Werken von Schütz und Zimmermann

Vokalmusik mit den Amici musicae unter Dirigent Ron-Dirk Entleutner

Orlando di Lasso war ein europäischer Komponist im besten Sinne des Wortes – seine Werke wurden bereits im 16. Jahrhundert europaweit vertrieben. Sein weitreichender Wirkungskreis, über den die Widmungen seiner Werke Auskunft geben, geht mit einer Universalität des Komponierens einher, die in seiner Zeit ihresgleichen sucht. In der dreiteiligen Motette zu sechs Stimmen In principio erat Verbum zeigt sich seine figurative Kunst der Wortausdeutung in all ihren Facetten. Die Spannweite der musikalischen Mittel, die der Chor Amici Musicae hier gekonnt einsetzt, reicht von madrigalesker Lebendigkeit der Einzelstimmen bis zu gemessen-würdevoller Polyphonie.

Heinrich Schütz, der eigentlich erste deutsche Musiker von europäischem Rang, ist ebenfalls in den Kreis der Vokalkomponisten auf der zweiten CD des Chores Amici Musicae aufgenommen worden. Sein Deutsches Magnificat, das neben dem Hilliard Ensemble und dem Knabenchor Hannover auch der Leipziger Thomanerchor beispielhaft einspielte, gilt als Schütz´Schwanengesang. Es gilt seit jeher als seine umfassende religiöse und künstlerische Confessio, als ein Werk von testamentarischem Gewicht. So singen es auch die Freunde der Musik, die Amici Musicae: Es gibt keine exzessive Stimmführung, kein wie sonst bekanntes Höchstmaß an abbildenden Figuren, sondern prägnante, aber schlichte Deklamationen, die beispielhaft linear geboten werden.

Heinz Werner Zimmermann hat erstaunlicherweise gerade in Leipzigs Chören eine große und dankbare Fan-Gemeinde. War es in den frühen Achtzigern des vergangenen Jahrhunderts der Leipziger Vokalkreis, der auf seinen Sommerreisen das geistliche Wort in Vertonungen Zimmermanns verbreitete, so haben sich nunmehr in Nachfolge die Amici Musicae an dessen Werke gewagt. Wie stark man sich mittlerweile mit Zimmermanns (geb. 1930 in Freiburg) Chormusik auseinandersetzt, zeigt die Tatsache, dass sich bislang bereits drei Dissertationen Zimmermanns Leben und Schaffen widmeten.

Mit 25 Minuten Aufführungsdauer sind die Chor-Variationen über ein Thema von Hugo Distler, 1964 für Chor a-cappella komponiert, dessen anspruchsvollstes Werk für Chor a-cappella geblieben. Die polystilistische Polyphonie eröffnet hier dezent die Möglichkeit, der kontrapunktischen Schreibweise wieder die Verfügung über die Gesamtheit aller kompositorischen Ausdrucksmittel zurückzugeben. Der Chor arbeitet exakt, ist professionell einstudiert und reagiert flexibel und engagiert auf die Zimmermannschen stilistischen Herausforderungen.

CD-Empfehlung

Orlando di Lasso: In principio erat Verbum
Heinrich Schütz: Deutsches Magnificat
Giovanni Gabrieli: Jubilate deo
Heinz Werner Zimmermann: Nun sich das Herz von allem löse, Chor-Variationen über ein Thema von Hugo Distler, Jauchzet Gott, dem Herrn, alle Welt

Kommentar hinterlassen

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.