Sieben Gedichte und ein Prolog (5)
Der größte Schrecken?
ein plötzlich in den Kirschbaum fahrender
Wind, seiner Laune einen weißen Teppich
breitend und, als wäre darin ein ganzes Leben
verborgen, ein zwischen Mund und Auge
zerfallender Hauch.
Was noch? Die Figuration der Tage,
wenn sie klar hervortreten: Gitterstäbe,
und hinter dem Zoo ein Jahrhunderte
durchfließender Blutstrom, der das Ich
ausschwemmt.
Zu wissen, daß alles von vorn beginnt
an einem Novembertag, wenn Skorpione
Stachel sortieren und der Himmel zur Erde
tropft, als würden wir künstlich ernährt.
Zu wissen, daß alles Wissen abgehangen ist,
und katalogisierte Makulatur.
Warum fragst du nach dem Schrecken,
dem Schrei der zweiten Geburt?
Warst du noch nie im Leichenhaus der
Namen? Zettelkram. Wer lebt schon
für eine Hinterlassenschaft: die Gier, die treibt,
ist die Neugier, ob sich nicht doch Wasser
in Wein wandeln könnte.
Und wenn es gelingt: welcher Schrecken
könnte größer sein?
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