„Samsara”, Filmpremiere (Grit Kalies)

29.08.2002 Schauburg
„Samsara“, Premiere
Wirf ihn ins Meer

Wenn der junge Mönch Tashi mit leicht ironischem Unterton zu dem weisen Alten sagt: „Ach so, ohne zu sprechen. Nur Körper und Geist. Verstehe.“ dann charakterisiert er damit die Machart des Films. „Samsara“, der Daseinskreislauf, ist ein wortarmer und dafür um so sprechenderer Film.

Wovon er spricht? Von Liebe. Von dem Wunsch nach Erleuchtung. Von Zweifeln. Vom dem, was sich zwischen zwei Wiedergeburten abspielt. Wie er spricht? Mit Gesten, Blicken, Umarmungen und Landschaften. Mit schauspielerischem und dramaturgischem Talent. Mit dem Mut zur Länge, die an keiner Stelle langweilig wird. Fallen Worte, sind es nicht selten Fragen. „Wie kann man einen Wassertropfen vor dem Austrocknen bewahren“?

All das eindringlich und unsentimental. Kaum zu glauben. Der Weise reicht Tashi Bilder von Liebesakten. Unter dem Kerzenlicht verwandeln sich die jungen ineinanderhakenden Körper in alte oder Skelette. Tashi aber meint, bestimmte Dinge müsse man besessen haben, damit es ein Opfer ist, wenn man sie aufgibt. Er wird Pema besitzen, die sanfte und schöne Bauerntochter, er wird Sex haben mit einer Landarbeiterin. Denn „Alles, was dir begegnet, ist eine Möglichkeit, den Weg zu gehen.“

Es ist ein leiser sinnesfroher Film, der Situationen ausschöpft, sich einläßt auf Emotionen und weich und nachdenklich stimmt. Zu denken gab mir auch, daß ich beim Kartenkauf kurz vor der Vorstellung auf meine Frage hin, ob es denn schon einen Zuschauer im Saal gebe, die Antwort erhielt: „Ja. Aber er ist erst noch einmal rausgegangen.“ (Grit Kalies)

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