Im Westen nichts wirklich Neues: „It\’s your film” bei der euro-scene (Britta Paasche)

15.11.2002 theater fact
euro-szene Leipzig

„It’s your film“

Konzept: Sarah Dawson, Amanda Hadingue, Craig Stephens, James Yarker
Inszenierung: Stan’s Cafe (Charlotte Goodwin, Jake Oldershaw, Graeme Rose, Benny Semp)
Musik: Webster West Ink.
Bühnenbild: Simon Ford


„We hope you enjoy your film“

Die aus Birmingham stammende experimentelle Theatergruppe Stan’s Cafe hat sich spezialisiert auf das Kreieren neuer theatraler Formen. Die Mitglieder begreifen ihr künstlerisches Schaffen als intelligent, ästhetisch und humorvoll. 1998 wurde die Produktion „It’s your film“ uraufgeführt. Sie verbindet Element von Theater, Film und Jahrmarktszauber.

„It’s your film“ realisiert das Konzept Guckkastentheater in kleinstmöglicher Dimension. Der Zuschauerraum ist wortwörtlich zum Guck-Kasten umgebaut. Er hat nur noch die Größe einer Fotokabine und ist mit einem einzigen Stuhl ausgestattet. Einzeln und nacheinander betreten die Zuschauer diesen Raum. Man wird aufgefordert Platz zu nehmen, und dann erlebt man seinen persönlichen vier Minuten dauernden „Film“. Aus dem Guck-Kasten heraus schaut man durch ein kleines bildschirmartiges Fenster und wird Zeuge einer Kriminalgeschichte. Ein Mann streift sich einen Ring vom Finger, ein Mann zerreißt ein Blatt Papier, ein Mann steht vor einem Häuserblock und schaut sich suchend um…. Es sind einzelne Momente die aufleuchten, zwischen diesen Sekunden der Dunkelheit. So wirkt die Inszenierung, als sähe man aneinandergereihte, durch Schnitte getrennte Filmschnipsel. Ein Wechsel der Szenerie wird durch unterschiedliche Hintergrundprojektionen erreicht.

So unkonventionell die Ausgangspunkte der Inszenierung, so traditionell ist diese letzten Endes doch. Die Grenze Zuschauerraum Auditorium bleibt ? bis auf einen einzigen Moment ? erhalten und unangetastet. Der Zuschauer hat nicht die Möglichkeit, den Verlauf der Inszenierung zu beeinflussen und so wirklich „seinen“ Film zu erleben. Das einzig persönliche von „It’s your film“ ist die Tatsache, dass man nicht mit einer Gruppe von Menschen einer Aufführung beiwohnt, sondern einziger Zeuge der jeweiligen Performance wird. Die sich aus dieser Konstellation ergebenden Spannungen und Möglichkeiten bleiben leider ungenutzt. Am Ende saß man genauso in der Dunkelheit und Sicherheit eines Zuschauerraums und war genauso nur Beobachter einer theatralen Darbietung.

(Britta Paasche)

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