Ein wahrer Festakt!

Ein Sonderkonzert anläßlich der Wiedereröffnung des Historischen Sommersaales im Bosehaus

Endlich ist es soweit! Der schön rekonstruierte Sommersaal im Südflügel des Thomaskirchhofs 16, des Bosehauses, ist nun für die Konzerte in historischer Aufführungspraxis bereit. Anlässlich dieses nunmehr fast 20 Jahre lang erwarteten Ereignisses ist das doch ein Grund zum Feiern. Mit Musik natürlich – und gediegenen Worten.

Christoph Wolff sprach zu diesem Anlaß einige Grußworte und bedankte sich ausdrücklich bei allen, die die Sanierung durch Bereitstellung finanzieller Mittel unterstützten. Ein großer Teil wurde vom Amt für Denkmalpflege des Freistaates Sachsen sowie von einer Privatstiftung aus den USA (Packard Humanities Institute) finanziert. Auch der Bund und die Stadt Leipzig haben zu der Rekonstruktion der Räumlichkeiten beigetragen. Und die Investition hat sich gelohnt, wie der heutige Abend bewies.

Bevor das Ensemble Musica Alta Ripa auf der Galerie im oberen Teil des Saals musizierte, erklärte Christoph Wolff, daß dies zu Bachs Zeiten üblich war. Oben wurde musiziert, unten standen die Gäste. Heute aber war der Saal mit Stühlen gefüllt, nach moderner Aufführungsgepflogenheit. Die Musik kam also sprichwörtlich „vom Himmel“, es waren „Harmonien des Universums“, die auf die Zuhörern im unteren Teil herabstiegen. Und um der Akustik der Bachischen Konzerte wieder näher zu kommen, wurde „das DDR-Parkett“, welches in den 80er Jahren noch in diesem Saal klebte, entfernt und durch einen alten, aus Bachs Zeiten stammenden Holzboden ersetzt. Die Fenster wurden schalldicht rekonstruiert und anstelle der „alten, häßlichen Heizkörper“ wurden neue, nicht sichtbare Wandheizungen eingebaut.

Dann begann die Musik zu spielen. Harmonierende Klänge erfüllten den Raum. Auf- und niedergehende Melodien legten sich sanft auf das Gemüt der Zuhörer. Hier und da wurden Verzierungen eingeführt. Die mit der Zeit an- und abschwellenden Töne wirkten wie Balsam für die Zuhörer. Die von Monika Frimmer sehr klar artikulierten Gesangswerke erhielten ebenfalls großes Ansehen. Mit ihrer fokussierten, warmen Stimme wurden die Texte zum persönlichen Bekenntnis. Musik und Räumlichkeit ergänzten sich wunderbar. Wurden die ersten beiden Kompositionen von der Galerie aus gespielt, teilte sich das Ensemble für Marinis „Echo“, bei dem der Gesang der ersten Violine vom unteren Saal tönte, die beiden Echos jedoch von der Galerie aus erklangen. Erst bei den Werken von Johann Christoph und Johann Sebastian Bach befanden sich die Musiker auf gleicher Ebene wie die Zuhörer.

Christoph Wolff wies zudem auf die am Donnerstag, dem 21. November 2002, stattfindende Ausstellungseröffnung des Altbachischen Archivs hin. Es handelt sich hierbei um Johann Sebastian Bachs Sammlung der Musikwerke, die seine Vorfahren komponiert hatten. (Am heutigen Abend hatten die Zuhörer das Vergnügen, zwei solcher von J.S. Bach aufbewahrten Kompositionen seiner Verwandtschaft zu hören.) Dieser Notenbestand wurde lange Zeit in der Bibliothek der Berliner Sing-Akademie aufbewahrt, Ende des zweiten Weltkrieges galt er aber als verschollen. Erst 1999 tauchte er wieder im Staatsarchiv der Ukraine in Kiew auf und wurde 2001 mit seinen etwa 200 Notenblättern nach Berlin zurückgeführt. Nun wird ein Teil davon im Bach-Archiv ausgestellt. Ein besonderer Glanzpunkt der Ausstellung ist das Ölporträt von Johann Ambrosius Bach. Die Ausstellung kann bis Ende diesen Jahres bewundert werden. Und auf die ab jetzt regelmäßig stattfindenden Konzerte im Sommersaal dürfen sich die Besucher ebenfalls besonders freuen.

Sonderkonzert anläßlich der Wiedereröffnung des Historischen Sommersaales im Bosehaus

Programm
JOHANN PACHELBEL (1653-1706)
Kanon
für 3 Violinen und Basso continuo

JOHANN MICHAEL BACH (1648-1694)
„Es ist ein großer Gewinn“
Geistliches Konzert für Soran, 3 Violinen und Basso continuo

SALOMONE ROSSI (1570-ca. 1630)
Sonata in Dialogo
für zwei Violinen und Basso continuo

JOHANN CHRISTOPH BACH (1642-1703)
„Mit Weinen hebt sichs an“
Aria für Sopran, Streicher und Basso continuo

BIAGIO MARINI (1597-1665)
„Echo“ a tre Violini

JOHANN SEBASTIAN BACH (1685-1750)
„Non sa che sia dolore“
Kantate für Sopran, Traversflöte, Streicher und Basso continuo

Monika Frimmer, Sopran
Musica Alta Ripa

Karl Kaiser, Traversflöte
Anne Röhrig, Veronika Skuplik, Violine
Ursula Bundies, Violine, Viola
Juris Teichmanis, Violoncello
Bernward Lohr, Cembalo, Orgel

20. November 2002

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