Musikalische Geschichten und ein Violinkonzert nach Lehrbuch

Das zweite Rundfunkkonzert des MDR mit französischer Musik im Gewandhau

Ravels Ouvertüre zu Shéhérazade entstand etwa zehn Jahre später als Rimski-Korsakows berühmte gleichnamige Suite. Ravel wollte nicht die Geschichte der schönen Wesirstochter nacherzählen, sondern ihre Atmosphäre wiederspiegeln. Dafür wurde er bei der Uraufführung von 1899 sehr kritisiert, das Stück fand damals überhaupt keinen Anklang beim Publikum. Auch wenn das in diesem Konzert anders war, hätte an der musikalischen Darstellung an so mancher Stelle noch ein wenig gefeilt werden können: Etwas mehr Leichtigkeit und öfter ein leiseres piano hätten schon gereicht, um die Kontraste von Ferne und Nähe besser zu unterscheiden.

In der Musik wandeln schlängelnde Themen durch die Stimmen. Die Atmosphäre ist vielfarbig und hat hier und da „arabische“ Anklänge – Schellentrommel, Harfenklänge und Oboengesang mit Verzierungen und leittönig eingeführten Terzsprüngen tragen zur Vorstellung eines fernen Marktes oder einer geschmückten Shéhérazade bei. Mit ihr nähert man sich einer spannenden Situation bzw. man ist auf einmal mittendrin: Ein lautes Tutti, dem ein großer, rasanter Abstieg aller Stimmen folgt. Ein auskomponierter freier Fall, ein Sturz oder eine Verwundung? Eine solche Atmosphäre steckt jedenfalls in diesem Moment. Nur nach und nach wird das Anfangsthema wiedergefunden und die musikalische Geschichte zum guten Ende gebracht.

Das Violinkonzert Nr. 2 von Saint-Saëns ist in seinem Stil sehr verschieden von dem berühmten Konzert Nr. 3. Es ist vielmehr angelehnt an die klassischen Formen und zeichnet sich durch virtuose Momente aus. Skalen, Arpeggien, Doppelgriffe, diverse Bogentechniken lassen das Konzert fast wie ein Lehrbuch für den fortgeschrittenen Violinspieler wirken. Viel mehr empfand man jedenfalls bei der Vorstellung, besonders im ersten und dritten Satz, leider nicht. Lediglich der zweite Satz wies melancholische Momente auf, die den Zuhörer ein bißchen mit der Musik warm werden ließen. Musterschülerhaft meisterte Tedi Papavrami auch die schwierigsten Passagen, die vor ihm auf dem Notenpult aufgeschlagen waren. Alles stimmte, aber mitreißend war die Musik nicht. Das ganze Konzert wirkte wie eine große verzierte Etüde mit Orchesterbegleitung. Aber es war genau das richtige, um sich auf das wesentlich bemerkenswertere Stück, die Ballade von Ysa

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