Wenn die Füchsin den Hahn vernascht: Das Tierhäuschen für Groß und Klein (Marcus Erb-Szymanski)

07.12.2002
Großer Saal der Hochschule für Musik und Theater ?Felix Mendelssohn Bartholdy?

Das Tierhäuschen
Ein Stück für Kinder nach S. Marschak
(Fassung von Fehmel)

Inszenierung: Dimitar W. Dimitrow
Musikalische Leitung: Susanne Fiedler
Ausstattung: Holger Weißgerber
Maske: Ina Siegel

Frosch: Alexander Voigt
Maus: Janet Bens
Hahn: Thomas Riede
Igel: Felix Plock
Fuchs: Maria Fleischhauer
Wolf: Kai Wefer
Bär: Michael Kreis


Piepuschka zweimal klingeln

An sich ist so ein moderner Konzertsaal eine eher nüchterne Angelegenheit, zweckmäßig in der Einrichtung, schlicht im Design. Doch wenn ein wenig blaue Stoffbahn die Stufen verhüllt und Wasserplätschern sichtbar macht, wenn dunkles Leinen die Bühne in Dämmerung taucht und ein entzückendes kleines Häuschen mit buntem Gartenzaun in eine unsichtbare Heimstatt lockt, dann verstummt das vieladrige Stimmengewirr der Kinder und eine leise Musik führt sie in die Welt des Märchens.

Und die ist nicht nur für die Kleinen da. Auch die Großen kommen ganz auf ihre Kosten. Maus Piepuschka und Frosch Quakuschka singen nicht nur sehr schön, sondern das Fröschlein spielt auch bestes Pantomimentheater. Der stolze Hahn hat zwar eine etwas dünne Falsettstimme, aber seine schlaksigen Bewegungen sowie sein Outfit als Schlagersänger, der frisch einer Travestieshow entsprungen zu sein scheint, mit Gitarre, rotem Hahnekamm, goldenem Jackett und beinlangen Stiefeln amüsiert die Zuschauer köstlich. Der Igel, der mit dem Roller durchs Stück fährt, verbirgt seine alternativen Vorlieben hinter seiner kräftigen Stimme nicht, da er ein Trikot mit rotem Stern und Stacheln im Haar trägt. Der Wolf wiederum singt so herrlich grimmig und sieht so treffend aus, dass ein spontanes Kinderweinen das beste Echtheitszertifikat ist. Und wann hat man jemals einen so sexy Fuchs ? Verzeihung!, Füchsin ? gesehen? Ein leichtes Mädchen mit roter Stola, die den Wolf verführt, um den Hahn zu vernaschen (und wer könnt’s ihr auch verdenken). Aber selbst die Hilfe des Bärs, eines so schön tollpatschig gespielten treudoofen Bodybuilders, reicht nicht hin, um das Glück der kleinen Hausbesitzer zu zerstören. Das Böse scheitert wie so oft an seiner eigenen Unfähigkeit.

Die Regie ist, auch wenn es ihr mitunter etwas an Einfällen mangelt, ungemein liebevoll und aufmerksam gegenüber den Kindern und das gilt nicht minder für die Musik. Sehr sanft spielt die ?Musikdirektorin? am Flügel, genau und unaufdringlich, so wie man es sich nur wünschen kann. Was Text und Musik als solche betrifft, so gibt es zweifellos bessere Fassungen, sowohl vom poetischen als auch vom kompositorischen Gehalt. Aber das hat die Kinder, die sich mit stiller Aufmerksamkeit und edlem Beifall bedanken, an diesem Nachmittag gewiss nicht interessiert.

(Marcus Erb-Szymanski)

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