Ein Löffel „Social Pudding“ gefällig?

„Social Pudding” in der Galerie für Zeitgenössische Kunst: Ausstellungen >Superflex<, >Rirkrit Tiravanija<, >Artur Zmijewski<

Mal ehrlich: von einem Galeriebesuch haben die meisten doch eine ganz konkrete Vorstellung! Große helle Räume, mit mehr oder weniger schönen Bildern an den Wänden, die von etwas schrägen Typen betrachtet und intellektuell erschlossen werden. Vielleicht statt der Präsentation von Bildern auch eine Videoinstallation – denn der Kunstbegriff entwickelt sich ja weiter…

Betritt man im Moment die Galerie für Zeitgenössische Kunst, wird man mit einer solchen Vorstellung nicht weit kommen: da gibt es von Pudding und Flädlesuppe über Computerspiele und Videos, bis hin zu Basteltischen und chill-out- Ecken mit CD-Berieselung, all das, was nicht gerade in einer Galerie zu erwarten wäre.

Die Gruppe „Superflex“ thematisiert den Terrorismus: neben einer Reihe von Computern, an denen die Möglichkeit geboten wird, durch das so beliebte Spiel „Counterstrike“ Terroristen zu jagen, oder selbst als ein solcher gejagt zu werden, wird eine Auswahl an Videos geboten, die das Thema kritisch beleuchten.

Von nebenan strömt der Geruch von Flädlesuppe herein. Eine Aufforderung von Rirkrit Tiravanija, sich zu setzen, zu essen und sich auf ein Gespräch mit den anderen Suppenlöfflern einzulassen. Um die Ecke gibt es beim Dessert – eine interessante Wackelpuddingmischung, auch „social pudding“ genannt – noch einmal die Möglichkeit, an einer „sozialen Plattform“ teilzunehmen.

Auch in der zweiten Etage werden dem Besucher auf unterschiedlichste Weise Arbeiten der Künstler näher gebracht. Auf gemütlichen Bodenmatten kann die intermediale Zeitschrift „o- Ver“ angesehen und angehört werden. Wer Lust hat, kann sich auch gleichzeitig an der nächsten Ausgabe beteiligen: Computer, Aufnahmegerät, Stift und Papier stehen zur Verfügung. Weitere Themen, die in der zweiten Etage präsentiert werden, sind die Aktivitäten des „o- Ver“ Channel, eine Art interaktives Internetfernsehen von Superflex; die Dokumentation von Tiravanijas Projekt „The Land“, bei dem ein Stückchen Land als experimentelles Forum und Ort des sozialen Engagements dient; die Problematik von Raubkopien in „Supercopy“, und so weiter und so fort.

Etwas abgelegen lädt Artur Zmijewski zu einer Videovorführung seines Projektes „Singin Lesson“ ein. Ein Chor Gehörloser: experimentelle Auffassung von Musik oder Vorführen von behinderten Menschen? Leider war bei unserem Besuch sein zweites Video gerade nicht zu sehen…und weit und breit niemand da, der uns hätte helfen können. Schade. Schade ist auch, daß sich an den Bierbänken bei Suppe und Pudding keiner zu uns gesellte. Die wenigen Besucher, die anwesend waren, schlichen, leicht verunsichert, durch die Räume.

Deswegen: Ein Beispiel an den anwesenden Jugendlichen nehmen, die die Möglichkeit nutzen, umsonst „Counterstrike“ zu spielen. Hinsetzen, wie zu Hause fühlen, alles ausprobieren und vielleicht noch die Möglichkeit nutzen, die allgegenwärtige Frage auch mit Fremden zu diskutieren: Was ist Kunst?

Ausstellungen: >Superflex<, >Rirkrit Tiravanija<, >Artur Zmijewski<

vom 26. Januar bis 23. März 2003, Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig

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