„Zauber der Musik”: Das MDR-Sinfonieorchester spielt Werke von Goldmark und Berlioz
Ob Karl Goldmarks erstes Violinkonzert zu den größten seiner Gattung gehört, mag bezweifelt werden; dass es mit seiner effektvollen Virtuosität jede Menge Eindruck schindet, steht hingegen außer Frage. Benjamin Schmid stellte sich im jüngsten „Zauber der Musik“ des MDR den unzähligen Herausforderungen des vertrackten Soloparts und meisterte sie in atemberaubender Weise. Hin und wieder hätte man sich noch ein wenig mehr Eleganz gewünscht, teilweise wären weniger Freiheiten im Rhythmischen mehr gewesen, aber dennoch: Was Schmid seiner Violine an Schattierungen entlockte, verdient höchste Anerkennung. Dirigent Ralf Weikert folgte dem Spiel des Solisten mit größter Präzision und ließ ihm stets genug Raum zur Entfaltung. Vor allem im langsamen Satz geriet das Zusammenspiel zwischen Schmid und dem MDR Sinfonieorchester zum fein ausbalancierten Dialog gleichberechtigter Partner. Das denkbare Bravourstück erfuhr damit eine durchweg gelungene Aufführung, was vom Publikum mit freundlichem Applaus honoriert wurde.
Hector Berlioz schuf mit seiner Symphonie fantastique ein Werk, welches in der sinfonischen Landschaft des frühen 19. Jahrhunderts seinesgleichen sucht. Das mit seinen fünf Sätzen schon ungewöhnlich groß dimensionierte Opus wartet mit nie zuvor gehörten Klangeffekten und -kombinationen auf, verwendet Berlioz neben zwei Harfen doch vierfache Pauken sowie große Glocken. Berühmt ist die Sinfonie aber vor allem wegen ihrer leitmotivisch gebrauchten „idée fixe“, welche die einzelnen Sätze miteinander verknüpft. Die in der Symphonie fantastique dargestellten „Episoden eines Künstlerlebens“ schließen eine Ballnacht und ländliche Szenen ebenso ein wie den Traum von einem Hexensabbat, dessen schrille Effekte nicht nur für damalige Ohren ungewöhnlich klangen. Ralf Weikert dirigierte – man stelle sich das bei dieser Partitur vor – auswendig und hatte doch jederzeit den vollen Überblick. Ohne große Gesten oder gar eitle Selbstdarstellung gab Weikert selbst die schwierigsten Einsätze und behielt immer den ganzen Orchesterapparat im Auge. Die Musiker gaben an allen Pulten ihr Bestes, und das ist bei einem Orchester wie diesem sehr viel. Die dennoch hin und wieder auftretenden technischen Makel wurden durch das stets große Engagement aller Beteiligten spielend aufgewogen. Der Jubel am Ende des Konzerts gebührt aber vor allem Ralf Weikert, der einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis stellte, dass er ganz unzweifelhaft zu den großen Vertretern seines Fachs zählt.
MDR „Zauber der Musik“, 6. Konzert
Karl Goldmark: Violinkonzert Nr. 1 a-Moll op. 28
Hector Berlioz: Symphonie fantastique op. 14
Benjamin Schmid, Violine
MDR Sinfonieorchester
Dirigent: Ralf Weikert
16. März 2003, Gewandhaus, Großer Saal
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