Stimmen und Stimmungen im wechselnden Licht

Das Abschlusskonzert des a cappella-Festivals im Gewandhaus

Die Gastgeber und Organisatoren machen schwungvoll den Auftakt, die Einstiegs-Ode ist Programm: „We are the Music-Makers“. Wie wahr, ein großes Lob dem ensemble amacord, das dieses Jahr wieder ein Festival auf die Beine gestellt hat, das seinesgleichen sucht. Mit klarem Klang, Situationskomik und perfekter Intonation überzeugt das Ensemble auch am heutigen Abend, sei es in der „Mordgeschichte“ von Marcus Ludwig, oder auf der Suche nach einem „Breakfast in America“ von Michael Davies und Roger Hodgson.

Laterna magic: Wechselnde Lichtstimmungen unterstützen den Gesang, werfen schillernde Muster an die Wände und die Orgel. Wer die Lichtmaschinerie betreibt, scheint viel Spaß an diesem Spielzeug zu haben, nur dass es manchmal des Guten zu viel wird und stört. Auch stellt sich die Frage, vor allem im ersten, eher klassischen Teil des Abends: Braucht man diese Lichtspiele wirklich? Aber ganz hübsch ist es schon.

Dass sich das ensemble amacord auch verstärkt um die Nachwuchsförderung kümmert, beweist der Auftritt der folgenden Gruppe: Das Leipziger Calmus Ensemble ist das diesjährige Nachwuchsensemble des Festivals und heißt mit einer Frühlings-Collage von Fredo Jung das Publikum willkommen. Stellenweise wirkt der Klang etwas verhalten und brav, überzeugt jedoch mehr als der eigenwillige, nicht immer verständliche Humor in den Zwischenmoderationen. Auch Ansagen will gelernt sein. Doch das junge Ensemble ist auf einem guten Weg und wird im a cappella-Festival 2004 ein eigenes Konzert bestreiten.

Mit dem Ensemble Clément Janequin betreten sechs Franzosen die Bühne, fünf Sänger und ein Lautenspieler. In ihrem kraftvollen, dennoch durchsichtigen Vortrag zeigen sie, dass man alte Musik nicht blutleer präsentieren muss. Die Auswahl der Stücke trägt zu dem lebhaften Eindruck bei: In zwei Stücken des Komponisten, der dem Ensemble den Namen gab, Clément Janequin (1485-1558), singen und streiten Vögel und kläffen die Hunde auf der Jagd. Das ist skurril und leidenschaftlich zugleich.

Nach der Pause wird nur noch mit Mikrophon gesungen, aber wie! Basta heißt die einzige Boygroup Deutschlands, die singen kann. Fünf junge Männer füllen mit abwechslungsreichen Choreographien die Bühne und mit tollem Gesang den Raum. Rap, Bossa nova, Pop, kein Genre ist vor den wandlungsfähigen Männern sicher. Ein ganz großes Plus: Basta beherrscht die Kunst der Ironie und Selbstironie, sehr schön zu erleben in dem Song „Legalize a cappella“ und bei ihrer Biene-Maja-Zugabe, in der die arme Biene immer wieder, in der Choreographie fein verpackt, wie eine Zigarette zertreten wird. Da kann Willi lange nach ihr rufen…

Nach traditionellen Klängen aus Köln nun traditionelle Gesänge aus Simbabwe, die aus drei Männern bestehende Gruppe Insigizi tritt auf in bunten Hemden und bemühten Choreographien. Der Tanz wirkt häufig unmotiviert, es tauchen Stampfbewegungen auf oder Elemente aus dem Arbeitsalltag, jedoch nicht immer nachvollziehbar, hauptsache rhythmisch und urwüchsig anmutend. Die Lieder sind gleichförmig, gesanglich wagt das Trio wenig Experimente. Bei dem großen Beifall wirkt wohl vor allem der Exotismusbonus.

Finale und mit je vier Frauen und Männern größte Formation: The swingle singers. Mit großer Perfektion machen sie zunächst den Auftakt mit der Orgelfuge in e-moll von Johann Sebastian Bach. Eine dezente Choreographie deutet die einzelnen Themeneinsätze an. Mit Jazz geht es weiter, doch die Perfektion des Ensembles ist so groß, dass sie manchmal an Sterilität angrenzt. Es fehlt etwas die Lebendigkeit, die jedoch in den Schlussnummern wieder hinzukommt: In „The girl from Ipanema“, verführerisch gesungen und choreographiert, flirrt spürbar die Brasilianische Hitze, flanieren die Sängerinnen mit aufregendem Hüftschwung über die Bühne, effektvoll ins Licht gesetzt von der Lichtorgel.

Insgesamt bot der heutige Abend ein breites Spektrum an Stimmen und Stimmungen. Mit dem Abschlussbeifall, bei dem alle Formationen die Bühne betraten, war noch einmal spürbar: Basta aus Köln ist der Favorit des Abends.

Abschlusskonzert a cappella-Festival

Gewandhaus, Großer Saal

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