„Der Ring des Nibelungen“
Ein Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend von Richard Wagner
Dritter Tag „Götterdämmerung“
5. Oktober 2003 Staatsoper Wien22. Aufführung in dieser Inszenierung
DirigentAdam Fischer
InszenierungAdolf Dresen
Bühnenbild und
KostümeHerbert Kapplmüller
ChoreinstudierungErnst Dunshirn
SiegfriedWolfgang Schmidt
BrünnhildeDeborah Polaski
GutruneRicarda Merberth
HagenKurt Rydl
GuntherPeter Weber
AlberichGeorg Tichy
WaltrauteMihoko Fujimura
Erste NornDaniela Denschlag
Zweite NornMargareta Hintermeier
Dritte NornIldikó Raimondi
WoglindeIleana Tonca
WellgundeCornelia Salje
Flosshilde Nadia Krasteva
Orchester und Chor der Wiener Staatsoper
Bühnenorchester der Wiener Staatsoper
„So weise und wahr wähnt sich der Held“
Unter getragenen Celli reißt den drei Nornen das Seil, in welches der Lauf der Welt gesponnen ist. Eine Katastrophe kündigt sich an und schwebt im Verlauf über Allem. Nur Siegfried agiert unbefangen. Wähnt er sich nun unantastbar oder ist er es ? Im Streben um den Ring sind die beiden Parteien um Alberich und Wotan letztendlich kalkulierbar in Ihren Handlungen. Siegfried aber – das Kind aus dem Wald steht außerhalb dieses Systems und bringt es deshalb gehörig durcheinander.
Musikalisch lebt die „Götterdämmerung“ von den wiederkehrenden symphonisch verknüpften Motiven des Rings. Nach dem Vorspiel der drei Nornen verabschiedet Brünnhilde Siegfried, der zu neuen Taten aufbricht. Eindrücklich erklingen die Motive Brünnhildes und das Heldenmotiv Siegfrieds. Adam Fischer gelingt es im weiteren Verlauf die Klarheit der Motive in den unterschiedlichen Dichten zu bewahren, vor allem aber vor den Auftritten Siegfrieds und Brünnhildes klopft das jeweilige Motiv deutlich an.
Visuell setzt sich im ersten Aufzug die zurückhaltende Haltung der Inszenierung fort. Traditionelle Kostüme, ein einfaches Bühnenbild versuchen uns in die Zeit der Nibelungen zu versetzen. Hochbrisante Themen wie Macht, Masse, Treue, Loyalität, Gewalt, Liebe und nicht zuletzt das Ewig – Weibliche ließen sich zeitgemäßer interpretieren. Die Inszenierung gerät zum „bloßen Erzählen“ und erzeugt gewollt oder nicht den Effekt, dass die dramatischen Dialoge, welche den Großteil einnehmen, in Ihrer Wirkung geschwächt werden. Ja, man ist Hagen im dritten Aufzug gar nicht „böse“ wenn er in der Gier nach dem Ring nach dem Mord an Siegfried auch noch seinen Bruder Gunther ins Jenseits befördert.
Zur weiteren Handlung:
Siegfried unterwegs zu neuen Taten trifft am Hof der Gibichungen ein. Hagen, Gutrune und Gunther beginnen Ihr perfides Spiel. Nachdem Siegfried durch einen Zaubertrunk verwirrt Gutrune in die Arme läuft, bricht er mit Tarnkappe geschützt auf , Brünnhilde für Gunther zu holen. Hagens Plan Siegfried mit Gutrune und Gunther mit Brünnhilde zu verkuppeln scheint sich zu erfüllen.
Nachdem Brünnhilde Ihren Helden in den Armen Gutrunes erblickt, klagt Sie ihn der Untreue an. Siegfried weist alles von sich und kommentiert immer noch benebelt vom Zaubertrank Ihre feurig geschworenen Eide schlussendlich als „Weibergekeife“.
Im wunderschönen Terzett beschließen Brünnhilde, Gunther und Hagen dann Siegfrieds Tod. Brünnhilde aus Rache, Gunther aus Eifersucht, bei Hagen bleibt die Intension unklar, fehlt Siegfried als Partner Gutrunes doch dann in seinen Plan. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf nach Siegfried und Gunthers Tod opfert sich Brünnhilde selbst.
Musikalisch im ersten Aufzug sehr überzeugend die Szene wo Brünnhilde von Ihrer Schwester Waltraute gedrängt wird Siegfrieds Liebespfand – den Ring den Rheintöchtern zurückzugeben. Mihoko Fujimura als Waltraute gelingt es in stimmlich und szenisch exzellenter Weise nach Brünnhildes Beharren auf dem Ring Ihre Bestürzung über die dadurch nahenden Katastrophen auszudrücken. Leider bleibt dieser dramatische Dialog in seiner Überzeugungskraft singulär in der Inszenierung. Weitere Höhepunkte der Inszenierung das Brünnhilde – Siegfried – Duett und das Brünnhilde – Gunther – Hagen – Terzett.
Mit einem „Staunend verstehe ich dich nicht“ ( Waltraute zu Brünnhilde im ersten Aufzug ) endet für mich der Abend. Staunen über den historisierenden Anspruch der Inszenierung und die Präzision der Umsetzung. Nichtverstanden die fehlende zeitgemäße Interpretation, wobei ja nicht die Zeit im Werk, sondern das Werk in unserer Zeit zu denken wäre.
(Steffen Kühn)
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