Hans aus dem grünen Beutel

Das deutsche Jazz-Trio Cristin Claas und Band rockt die Moritzbastei

Ein grandioser Abend, an dem alles gestimmt hat: eine markante, vielseitige und berührende Sängerin; ein immer lächelnder, souveräner, verzückender Pianist und ein ebenso mitreißender wie verzaubernder Gitarrist. Das Repertoire reichte von eingängigen Popsongs, die – und das ist positiv gemeint – durchaus radiotauglich sind, über neuvertonte Volkslieder wie „Wenn ich ein Vöglein wär“ oder „Der Mond ist aufgegangen“ bis hin zu Coverversionen von Michael Jacksons „Bad“ oder Madonnas „Material Girl“. In jeder Hinsicht konnte das Trio überzeugen. Der Sound war kompakt und transparent, die Kompositionen durchdacht. Sie entführten den Zuhörer in immer neue Sphären. Zwischen intimen und expressiven Passagen fühlte er sich emotional hin und hergerissen. Die gut gesetzten Überleitungen bewiesen dem Publikum die künstlerischen und technischen Qualitäten der drei gleichberechtigt agierenden Musiker.

Eine gesanglich wie schauspielerisch brillante Vorstellung gab die Sängerin Cristin Claas beim „Lied-in-der-Gartenlaube-erfunden“, in dem sie ein Gespräch zwischen einer afrikanischen Mutter und ihrem Kind nachspielte, dem es zu erklären galt, warum es manchmal so viel regnet. Christoph Reuter führte eindrucksvoll die Kunst der Körperperkussion vor. Eigentlich wollte er ja Schlagzeuger werden, kam aber leider immer zu spät zur Probe… Am späteren Abend heimste er einen Sonderapplaus ein, als er zum A Capella – Gesang von Cristin Claas mit drei A4-Blättern die Begleitung im wahrsten Sinne des Wortes herunterriss.

Der Abend war durchsetzt mit guten Ideen: so waren beispielsweise ein „Hans aus dem grünen Beutel“, mit dem Cristin Claas Vogelgezwitscher imitieren konnte, und eine Spieluhr, die dem zahlreich erschienenen und begeisterten Publikum das Ende einklingelte, Bestandteile des Programms. Zu erwähnen ist unbedingt noch der Mitmachpart, der vor allem durch die Unterstützung der zahlreich anwesenden MusikhochschulstudentInnen zum Erlebnis wurde.

Zum Schluss entführte die Musik in paradiesische Weiten mit Meer und Strand. Im Einklang mit dem weichen Sound der Stimme, dem meditativen Arrangement und den Bildern, die gezaubert wurden, entschwand der eine oder die andere dann tatsächlich. Die Musik schuf die Bilder, von denen die Musiker sprachen und es fiel schwer, nach all dem das abrupte Ende der Vorstellung (trotz zahlloser Zugaben) zu akzeptieren.

Ein Abend, der in Erinnerung bleiben wird; Fortsetzung erwünscht! Bis dahin muss man sich mit der CD „twilight“ des Trios begnügen.

Cristin Claas und Band

Cristin Claas – vocal
Christoph Reuter – piano, rhodes, body- and paper percussion
Stefan Bormann – guitar

23.10., Moritzbastei

www.cristinclaas.de

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