Das Weihnachtsmärchen im Schauspielhaus: Otfried Preußler, Der Räuber Hotzenplotz (Johanna Gross)

Schauspielhaus, 26. November 2003 (Premiere)

Otfried Preußler, Der Räuber Hotzenplotz

Regie: Uta Koschel
Bühne und Kostüme: Tom Musch

Es spielen:
Räuber Hotzenplotz: Olaf Burmeister
Kasperl: Stefan Kaminsky
Seppel: Aurel Manthei
Großer und böser Zauberer Petrolius Zwackelmann: Tobias J. Lehmann
Fee Amaryllis: Bettina Riebesel
Wachtmeister Dimpfelmoser: Günter Schoßböck
Großmutter: Barbara Trommer


Ein köstlicher Spaß ? wie aus dem Bilderbuch

Es ist kein leichter Job, im Weihnachtsmärchen für Kinder als schrecklich furchterregender Räuber zu arbeiten. Denn bei jeder Schurkerei, die mit Buh! und Oho!, und wenn das nicht reicht, mit donnerndem Pistolenkrach gemeistert wird, gibts reichlich coole Kommentare aus dem jungen Publikum. Auf die begeisterte Freude über einen Volltreffer mit der Pfefferpistole, der herrliche Niestiraden von Kasperl und Seppel zur Folge hat, erfolgt der geringschätzige Kommentar von unten: ?Der Pfeffer hilft Dir doch sowieso nichts.? Wie wahr. Denn unter den Zuschauern sitzen ganz viele schadenfrohe Vorsager, die genau wissen, dass der Räuber Hotzenplotz an Deppertheit nur noch vom Wachtmeister Dimpfelmoser übertroffen wird.

In Uta Koschels zauberhafter Inszenierung ist alles wie im Buch: vom Seppelhut bis zur Hakennase. Die alten Bekannten scheinen allesamt direkt vom Buch auf die Bühne gesprungen zu sein. Die kunterbunte eindimensionale Kulisse erinnert an Marionettentheater und erlaubt raschen Bühnenwechsel. Phantasievolle Einfälle und derbe Scherze lockern die warmherzige Darstellung auf. Da kommt der vorsichtige Wachtmeister Dimpfelmoser mit Blaulicht an seinem Fahrrad auf die Bühne gefahren und Räuber Hotzenplotz (großartig!) in Hobbitfüßen hereingerumpelt mit Shirley Baez‘ Goldfinger auf den Lippen. Durchaus aktuell verzaubert Petrolius Zwackelmann nach Harry Potter Manier Hotzenplotz in ein gackerndes Huhn (mit Räuberhut).

Voller Spannung und mit vielen klugen Ratschlägen verfolgen die Kinder, wie Kasperl und Seppel (quicklebendiges und vorzüglich gespieltes Duo) ihrer Oma die Kaffemühle zurückgewinnen und dabei gleich noch das Böse besiegen. Da fällt es gar nicht weiter auf, dass der Auftritt der eitlen Fee Amaryllis etwas fiepsig ausfällt und Großmutter verhältnismäßig gelassen bleibt (immerhin machen sich ihre beiden Enkel in den gefährlichen Räuberwald auf). Ausnahmslos werden alle mit einem tosenden Jubelsturm der Kinder belohnt und dem Resümee eines kleinen Jungen ist nur allzu sehr zuzustimmen: ?Oma, den Spaß müssen wir uns nochmal ansehn.?

(Johanna Gross)

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