The best is yet to come

A Tribute To Frank Sinatra im Gewandhaus

A Tribute To Frank Sinatra ? Nicht mehr, aber auch nicht weniger

Blättert man im Booklet der sehr empfehlenswerten Sinatra-Compilation My Way – The Best Of Frank Sinatra, stößt man schnell auf einige bezeichnende Sätze: „Frank Sinatra was once called ‚The Voice‘, because there’s never been a better voice-for-microphone than this. His voice has in it a quality called ‚Wake up. It’s me!‘ You hear him, you know it’s HIM.“

Schon wird deutlich, vor welches Problem die Macher einer „The Voice“-Tribute-Show gestellt sind: Wie kann man Frank Sinatras Lieder nachsingen, ohne dabei entweder endlos bemüht zu wirken oder aber meilenweit vom Original abzuweichen? In welchem Rahmen sollen die Songs präsentiert werden, um ein Las Vegas Feeling aufkommen zu lassen, ohne aber in Klamaukdimensionen á la DSDS-Mottoshow abzudriften? Keine einfache Sache das. A Tribute To Frank Sinatra kam mit drei Protagonisten ins Gewandhaus; außerdem mit dabei: The Blue Eyes Big Band unter der Leitung von Ulli Forster und ein Moderator – „eine faszinierende Mischung aus Show, Bilddokumentation und Live-Musik“ stand auf dem Programm.

Apropos Programm: Bedauerlicher Weise war bereits eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn aufgrund von „Lieferschwierigkeiten“ keines mehr erhältlich – und das trotz bei weitem nicht ausverkauftem Hause -, sodass hier nun auf die Nennung der Namen der Singenden (zwei Herren und eine Dame) verzichtet werden muss. Den ersten Auftritt des Abends hatte aber ohnehin der Moderator, welcher, während ab und zu Sinatra-Fotos auf zwei Leinwänden gezeigt wurden, im Laufe der Show mit Anekdötchen und Wendepunkten aus dem Leben von Frankie-Boy aufwartete. Das tat er allerdings auf eine oft derart hölzerne und antrainiert wirkende Weise, dass man auf diese Kommentare auch gern verzichtet hätte.

Beispiel: Das Lied „Fly me to the moon“ wird angekündigt mit „Und nun weiter mit Musik aus einer Zeit, in der vieles noch ganz anders war als heute!“ – Hallo? Das kann von Buschtrommeln über Motetten bis Rockabilly jede Musik sein, und dass Sinatra (1916-1998) einen Großteil seines Lebens in anderen Zeiten verbrachte als wir das heute tun, versteht sich wohl von selbst. Ähnliche Plattitüden, oft versetzt mit Altherrenhumor („Frank trank ja auch gern mal einen Jack Daniel’s, aber wer tut das nicht? Hihihi.“), folgten. Erfreulicher Weise waren die Moderationen jedoch recht kurz und enthielten manchmal sogar Interessantes – zum Beispiel, dass „Ol‘ Blue Eyes“ seinerzeit einen Oscar für seine Mitwirkung in dem Film „Verdammt in alle Ewigkeit“ erhielt. Wie auch immer, selbst Sinatra befand: „Whatever else has been said about me personally is unimportant. When I sing, I’m honest.“

Zu den Singenden. Zweifellos mit bühnentauglichen Stimmen ausgestattet (besonders die Dame im Bunde begeisterte mit einem ihrem Körperumfang entsprechenden Stimmvolumen und gänsehauterzeugender Intensität), wechselten sich die drei beim Vortragen der insgesamt 26 Titel ab, stimmten ab und zu ein Duett an (klassischer Weise „Somethin‘ stupid“, aber auch „They can’t take that away from me“) und präsentierten schließlich zusammen die Zugabe, „Mack the knife“. Die Auswahl der Lieder ließ kaum Wünsche offen: Unvermeidlich natürlich „Theme from New York, New York“, „Strangers in the night“ und „My way“ – das Publikum reagierte erwartungsgemäß euphorisch. Gerade die nicht ganz so populären Titel wurden besonders gut vorgetragen, so zum Beispiel „I’ve got you under my skin“ oder „Come fly with me“.

Eine kleine Step-Dance-Einlage sowie die Darbietung eines Songs von Sammy Davis Jr. (wie Sinatra Mitglied des Rat Packs) sorgten für Abwechslung, die Bigband steuerte lupenreine Swingsounds bei und sorgte so für den entsprechenden instrumentalen Rahmen. Zwischendurch gönnte sich die Dame eine Zigarette, die Herren kosumierten (scheinbar) Hochprozentiges und der Moderator lächelte – eine durchaus sinatramäßige Barstimmung ließ sich nicht leugnen – nur der „Wake up. It’s me!“-Faktor ließ sich in den Stimmen der Beteiligten nicht ausmachen. Halb so schlimm, denn die Lieder wurden trotzdem durchweg professionell und unterhaltsam, wenn auch manchmal ohne die ultimative Lässigkeit eines Frank Sinatras, vorgetragen; außerdem beweist das eben auch, dass „The Voice“ eine Ausnahmeerscheinung war, eine Jahrhundertstimme, die diesen Titel auch verdient hat. Würde Deutschland auf die Idee kommen, die Superstimme zu suchen – mit Frankie-Boy als Maßstab – wäre das Projekt wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. Insofern ist A Tribute To Frank Sinatra genau das, was der Name verspricht: Eine Art Hochachtungsbezeugung, keine Imitation.

Das Schönste an so einem Abend ist, dass man anschließend zu Hause wieder die Sinatra-Platten hervorholt, sich zurücklehnt und dem Mann mit den vielen Namen (Ol‘ Blue Eyes, King Of The Rat Pack, The Pope, The Leader, The Voice, Chairman Of The Board und natürlich Frankie-Boy) zuhört. Mit den Worten des bereits erwähnten Booklets: „You get that feeling? Get it? WHOMP! That one, baby, that is the meaning of life!“

A Tribute To Frank Sinatra

11. Januar 2004, Gewandhaus


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