Hier lebt Musik!

Buchempfehlung: Endlich ein gelungener „Musik-Stadtführer” für Leipzig

Thematische Stadt- oder Landschaftsführer sind vielen Menschen zurecht ein Gräuel. Zu konstruiert und bemüht, bisweilen absurd und regelrecht überflüssig erscheint es, wenn Bücher dem geneigten Leser die kulinarischen Genüsse des Ruhrgebietes oder die kulturelle Vielfalt der Niederlausitz beibringen möchten. Wenn es nun aber eines Beitrags zum Genre bedürfe, der bis jetzt seiner Verwirklichung harrte, so ist es zweifelsohne der im kleinen Altenburger Musikalienverlag erschienene Musikstadtführer für Leipzig: ein umfassendes, aber nie geschwätziges oder redundantes Kompendium, das den musik- und allgemein kulturbeflissenen Besucher und Einheimischen zielsicher an die Orte der Kunst führt.

Gerade einer selbsternannten Musikstadt wie Leipzig steht ein solcher Führer gut zu Gesichte, kann es doch mitunter vorkommen, dass man vor lauter Angebot die Orientierung über die einzelnen Ensembles und Spielorte verliert. So schreibt denn auch Leipzigs Kulturdezernent Georg Girardet im Vorwort des von der Musikwissenschaftlerin Maren Goltz betreuten Bandes, der Musikstadtführer mache die Spannbreite des musikalischen Lebens der Stadt Leipzig erfahrbar und schaffe kompetent und umfassend Übersicht bei der Beantwortung der vier fundamentalen Fragen nach Angebot („Was?“), Örtlichkeiten („Wo?“), Terminen („Wann?“) und Stadtlage bzw. Anreise („Wie gelange ich dahin?“).

Diese auf den ersten Blick puristische Herangehensweise erweist sich beim Schmökern, Lesen und Nachschlagen im „Musik-Stadtführer“ als dessen großer Vorteil. Unterteilt in fünfzehn Kapitel, die jeweils farblich voneinander abgehoben sind, kann der Musikinteressierte (und nicht nur der) sich beinahe spielerisch in die Leipziger Kulturlandschaft einfühlen und bei Interesse unmittelbar auf den in den Umschlag eingebetteten Stadt- und Tramplänen gewünschte Ziele seiner Aufmerksamkeit lokalisieren. Die Unterteilungen sind sinnvoll getroffen, unterscheiden von den „Großen der Musikszene“ wie Bachfest, Oper und Gewandhaus über „Veranstaltungsorte“, „Ensembles / Chöre“ bis zu „Musikverlagen / Labels / Tonstudios“, aber auch „Kinos“ und „Radiosendern“ eine Vielzahl von Einrichtungen und Veranstaltungsreihen, die nicht ausschließlich repräsentativ, sondern möglichst umfassend sein sollen. Auch kleinere Veranstaltungen und die Off-Szene sind in dem etwas über 100 Seiten starken Band beinahe komplett erfasst.

Abgerundet wird das Bild durch ein Sach- und Namensregister sowie eine Liste „wichtiger Adressen“, der es vor allem darum bestellt ist, die wichtigsten Kulturvermittler der Stadt (darunter auch unser liebstes Onlinekulturtagebuch) mit den relevanten Adressen vorzustellen. Dem ein oder anderen Leipziger Kulturgecken mag hier und da ein Name oder eine Institution fehlen oder unbekannt vorkommen, insgesamt aber dürfte diese abschließende Liste gerade für Neu-Leipziger ein unverzichtbare Hilfestellung sein, die Anschluß an die (musik-)kulturelle Szene der Stadt suchen.

„Kein Zweifel: das alles ist vortrefflich!“ schreibt Maren Goltz im Hinblick auf das musische Angebot der Stadt, und auch im Hinblick auf den von ihr herausgegebenen Musik-Stadtführer ist ihr in ihrem Urteil unbedingt beizupflichten. Das kleine, handliche Büchlein gibt in knapper, übersichtlicher und ansprechender Form alle wichtigen Einrichtungen des Leipziger Musik- und Kulturlebens wieder, ohne dabei von zuviel Theorie oder Ballast überdeckt zu werden. Wer mit dem Musik-Stadtführer sucht, wird sein Ziel in Leipzig sicher finden, und man darf also hoffen, dass diesem ambitionierten Projekt des Kamprad-Verlages ein großer Erfolg in den Leipziger Buchhandlungen und Touristikbüros beschieden sein wird.

Musik-Stadtführer Leipzig

Redaktion: Maren Goltz

Kamprad Verlag, Altenburg 2004

ISBN: 3-930550-34-2

Preis: EURO 4,90

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