Musik für alle Zeiten

Zu hören an Sonnen- und Regentagen: 2 CD’s von „Werle und Stankowski“ und „Commercial Breakup“ für den Sommer

Für Sonnentage:

In einer besseren Welt würde die Musik von Commercial Breakup jeden Tag auf Viva und MTV laufen. In den Werbepausen könnte man sich dann Klingeltöne auf’s Mobiltelefon laden, natürlich für wenig Geld, Klingeltöne, die „Electric Friends“ oder „Always & Tonight“ heißen wie die Songs auf dem Commercial Breakup – Album „Candied Radio“. Dann könnte man zum Baggersee fahren – in einer besseren Welt würde die Sonne den ganzen Sommer lang scheinen – und darauf warten, dass einen jemand anruft, denn dann würden die anderen Menschen am Baggersee hören, was für einen schönen neuen Klingelton man da hat; Song-Klingeltöne wären nicht peinlich in einer besseren Welt. Man könnte auch einen CD-Player mitnehmen und das ganze Album immer wieder hören.
Vierzehn Pop-Elektro-Ideen, gefällig durchgemischt von Vredeber Albrecht aka Commercial Breakup, und konzipiert als kleiner Melting-Pot. Am Mikrofon mal Soffy O., mal Caro Garske, mal auch jemand anders, immer aber eine verzaubernde Stimme mit hundert Prozent Sommer-Appeal. Da findet sich kein Missklang, da stört nichts beim Durchhören, die Rhythmen plätschern im besten Sinne des Wortes vor sich hin; keine aufdringlichen Dissonanzen, keine komplizierten Texte – man hat sich schon etwas dabei gedacht, dieses Album „Candied Radio“ zu nennen. Musik mit Zuckerguss eben, für Tage, an denen niemand Diskurs-Rock hören möchte.
Commercial Breakup gelingt es, unangestrengt klingende Popsongs zu machen, die sich so spielerisch in die Herzen und Ohren der Menschen schmeicheln, dass sie eigentlich an allen Baggerseestränden der Republik bekannt sein müsste. Zumindest in einer besseren Welt, in der ?Mainstream‘ kein Schimpfwort ist und MTV gute Musik spielt.

Für Regentage:

Es ist nicht so, dass die elf Songs auf „Your Show“ direkt und komplett traurig wären. Mit den „Musik für regnerische, einsame, langweilige, depressive Nachmittage“-CDs aus dem Esoterik-Shop haben Werle & Stankowski nicht das geringste zu tun, und auch bei Sonne passen die Lieder der beiden. Aber bei Regen sind sie schöner.
Der erste Song auf dem Album heißt „Last Song“. Eine von vielen ein bisschen skurril anmutenden Ideen, die Johannes Stankowski (zuständig für Gitarre und Songwriterklang-Elemente) und Simon Werle (verantwortlich für sämtliche Elektronikspielereien und -ernsthaftigkeiten) den Hörern in 39 Minuten Spielzeit vorführen. Immer, wenn man denkt, einen Starsailor-Akkord, eine Muse-Harmonie herauszuhört zu haben, dreht sich die Melodie, klingt für eine Sekunde nach Jack Johnson oder ab und zu sogar nach Radiohead. Nicht, dass Werle & Stankowski geklaut oder kopiert hätten. Aber ihre Musik weckt schillernd und perlend Erinnerungen, von denen man oft nicht einmal wusste, dass man sie hat.
Mal sind es ein paar hüpfende Anfangssynkopen, mal aus dem Hintergrund eingespielte, kaum hörbare Beats, mal auch die Stimme von Johannes Stankowski, die den Songs das gewisse Besondere verleihen. Melancholie charmant, leicht umsetzen – das können Werle & Stankowski besser als die meisten anderen.
„It’s alright, it was just a dream“, beginnt der Song „Let me see your smile“; „it’s alright, ‚cause it’s always getting better“ heißt es weiter im Text. Das sind keine großen Worte, dafür aber wahre, die zusammen mit der Musik dafür sorgen, dass auch Regentage ganz schön sein können. Zum Beispiel eben dann, wenn man „Your Show“ hört.

Commercial Breakup:
Candied Radio

Mute/Ladomat 2000

VÖ: 28.06.2004

Werle & Stankowski
Your Show

Haute Areal
VÖ: 29.03.2004

Bilder:
Vredeber Albrecht (Commercial Breakup)
Werle & Stankowski

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