Humor im Dokumentarfilm? Auf dem 47. Dokfestival geht das zusammen (Maike Schmidt)

47. Internationales Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm
19.-24. Oktober 2004
www.dokfestival-leipzig.de

Bild: Dokfestival
Goat Walker
Life is terribly funny
Humor! im Dokumentarfilm?

Wenn der Sohn den eigenen Vater vor die Kamera zerrt und über sein Leben ausfragt und sich dieser kontinuierlich weigert und schimpft; wenn Sepp an der Grenze Österreich- Tschechien mit einem Fernglas Ausschau nach einer neuen Frau hält, weil im langsam die eingetupperten Gerichte seiner verstorbenen Frau ausgehen; wenn amerikanische Bürger über ihre Liebe zu einem speziellen Huhn erzählen oder Australier über die Kröten herziehen, die in ihr Land gebracht wurden, um heimische Insekten zu fressen und sich dann explosionsartig ausgebreitet haben; oder aber wenn sich zwei arbeitslose Loser einen ganz eigenen Weg überlegen, um an Geld zu kommen, indem sie Osama Bin Laden suchen und ausliefern wollen oder wenn man zusehen darf, wie in Polen bedürftigen Menschen eine Ziege überlassen wird, die als Hilfe zur Selbsthilfe angepriesen wird; wenn man reichlich irritiert miterlebt wie sich Andy und Mike, von den „Yes Men“, vor laufenden Kameras als führende Mitglieder der World Trade Organisation ausgeben und diese aufgrund mangelnder Erfolge auflösen, dann, ja dann ist das wirklich lustig.
Und dann darf gelacht werden. Dieses Jahr ganz offiziell, denn dieses Jahr zum ersten Mal unter einer eigenen Rubrik vertreten: der Humor des Dokumentarfilms. Auch wenn dies kein eigentlich spezifischer Trend innerhalb des Genres darstellt, also nicht unter die ersten Intentionen fallen muss, so ist er doch immer wieder anzutreffen; das Leben bringt dies eben mit sich. Kleine Skurrilitäten, absurde Lebensideale, praller Alltag voller Situationskomik oder aber eine schon von Anfang an witzig gemeinte Idee, welche den Film lenkt, dies war das Angebot. Es sollte dem Publikum zeigen, was der Dokumentarfilm auch sein kann, eine vermeintlich kommerzielle Schiene also, welche von den Zuschauern erfreulich gut angenommen wurde. Filme aus den letzten Jahrzehnten wurden ausgewählt, das Publikum zu erfreuen, denn Dokumentationen müssen nicht immer „ehrenwert, anspruchsvoll und schwer verdaulich“ sein, sondern können durchaus die Lachmuskeln kitzeln und dies von allen Ecken der Welt aus. Sie bewiesen, was man eigentlich schon längst wusste, hier aber nun einem breiteren Publikum vorgestellt wurde: Humor im Dokumentarfilm? Aber sicher. Das Leben ist nun mal nicht immer ernst zunehmen – und das ist auch gut so.(Maike Schmidt)

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