Elfengewisper und vollmundiger Jazz

Das a-cappella-Frauenquartett „Niniwe“ gastiert in der Konzertreihe blue art

Niniwe feiert ein Heimspiel. Hier in der naTo, wo das junge Vokalquartett seine ersten Triumphe feiert, trat es am 30. Januar vorerst zum letzten Mal in der aktuellen Besetzung auf. Elena Hamann verlässt für einige Zeit wegen Babypause das Ensemble. Doch im ersten Teil des Konzertes sang sie mit Siebenmonatsbauch ihren Part noch mit. Die Überraschung kam im zweiten Teil: Übergangsweise wird Alexandra Gruber ihre Stimme übernehmen. Das neue Ensemblemitglied gab sogleich seinen Einstand mit mehreren Soloparts und überzeugte das Publikum mit wandlungsreicher Stimme.

A-cappella-Jazz, so nennt sich der Stilmix dieses ideenreichen Frauenquartetts. Viele Arrangements und Kompositionen stammen aus der Feder der Bandleaderin Winnie Brückner, die neben der Stimmgabel auch die Soundschleife bediente und gelegentlich rhythmisch gehauchte Loups einspielte. Manchmal streikte die Technik oder die Töne war zu verhalten, dass sie von dem Gerät nicht aufgezeichnet wurden. Aber insgesamt ist dieser technische Kniff ein guter Effekt, um Klangteppiche und Hintergrundsstimmungen allein mit der Stimme oder dem Atemgeräusch zu erzeugen. Dabei reicht die Bandbreite von rhythmischen Scatsilben bis zu filigranem Elfenzirpen.

Herausragende Stücke des Abends waren u.a. „The box“ von Elena Hamann. Dieses jazzige Stück über die Kunst des Versteckens gab auch der ersten CD, die demnächst von der Gruppe erscheinen wird, den Namen. „Sweet bees“, die ungekrönte Hymne des Ensembles, erklang gleich zweimal, in Teil eins des Konzertes und als Zugabe mit der neuen Sängerin Alexandra Gruber. Ein sehnsüchtiges, stimmungsvolles Lied von Winnie Brückner. Neben jazzigen Arrangements erklangen klassische Stücke von Zoltán Kodály und Antonín Dvo?ák, sowie afrikanisch und arabisch angehauchte Lieder. Etwas mehr Stücke in deutscher Sprache würden das Programm noch weiter abrunden. Eines der wenigen Ausnahmen war das Arrangement der Rockballade „Scherbenglas“ der DDR-Band Lift.

Hanne Schellmann, tiefste Stimme des Ensembles, gab mit großer Ruhe die Basis des Gesamtklanges. Manchmal wirkte ihre Stimme ein wenig zu gehaucht, vor allem im Vergleich mit Caroline Krohn, der nächst höheren Sängerin. Ihr satter Sound könnte sich noch öfter solistisch in den Arrangements entfalten. Die schwangere Elena Hamann findet mit ihrer Ersatzsängerin Alexandra Gruber eine würdige Babypausenvertretung. Beide Frauen haben eine klare Stimme, die sowohl in der Höhe als auch in der Mittellage überzeugt. Bandleaderin und höchste Stimme Winnie Brückner überraschte immer wieder durch präzise, intonationssichere Töne. Insgesamt ist die Ausgewogenheit und Intonation des Gesamtklangs bewundernswert.

Schön, dass es Niniwe demnächst auf CD gibt. Bestellbar auf der bald fertiggestellten Website www.niniwe.de. Dort kann man sich über die weiteren Auftritte informieren und in den Newsletter eintragen. Die nächsten Heimspiele in Leipzig sind am 6. März um 18 Uhr im Gewandhaus. Ein ungewöhnliches Konzert in Zusammenarbeit mit dem Gewandhaus-Kinderchor. Im Rahmen des a capella-Festivals tritt Niniwe am 18. April um 21 Uhr in der MB auf.

Niniwe

Konzertreihe blue art

30. Januar 2005, naTo

Foto: Arne Reinhard

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