Vielschichtige Figuren

Auf den Bildern und Illustrationen von Sylvia Graupner dreht sich alles um die Figur

Auf den Bildern und Illustrationen von Sylvia Graupner dreht sich alles um die Figur: Kantig, überzeichnet, bunt, verspielt, bizarr, karikierend. Dabei ist neben dem Formenreichtum auch die Technik entscheidend: Oft handelt es sich bei den Bildern um Collagen, also übereinander geklebte Papiere unterschiedlicher Beschaffenheit. Die Vielschichtigkeit ist auf allen Ebenen Programm. Dabei fällt eine gewisse Vorliebe der Künstlerin für geknitterte Papiere auf, die Illustrationen bekommen durch diese Struktur etwas Haptisches, Sinnliches.

In der Ausstellung bei Hugendubel Leipzig kann man neben den bunten Kinderbuchbildern auch Theaterplakate und freie Arbeiten der Künstlerin betrachten. Der Hang zum Theater ist auch in der Biographie der Künstlerin begründet: Sylvia Graupner wurde 1973 in Annaberg geboren, absolvierte eine Bühnenbildassistenz in Gera, ein Bühnenbildstudium in Dresden, bevor sie der Illustrationsklasse bei Prof. Volker Pfüller an der HGB Leipzig beitrat. Dort schloss sie ihr Studium als Meisterschülerin ab und ist seit 2002 freiberuflich tätig als Illustratorin und Bühnenbildnerin. Als Mutter zweier Kinder ist für sie natürlich das Thema Kinderbuch ebenfalls naheliegend.

Wenn man die Gattungen Kinderbuch und Bühnenbild vergleicht, so fallen einige Parallelen auf: Ein Theaterstück ist in mehrere Bühnenbilder eingeteilt, ein Kinderbuch zeigt auf jeder Seite ebenfalls ein (Bühnen-)Bild. Dann bevölkert sich die Bühne mit Darstellern, das ist im Kinderbuch genauso. Sylvia Graupner hat einen guten Blick für Bühnenaufbau entwickelt, jedes (Bühnen-)Bild in ihren Kinderbüchern ist spannungsgeladen, die Körperhaltung der Figuren ist theatralisch, gewitzt, aber vor allem nie langweilig. Ob man das Programmheft der Erzgebirgischen Theater- und Orchestergesellschaft aufschlägt oder im neu erschienenen Kinderbuch Das Karussell schläft auch blättert (Text: Ralph Grüneberger), man findet immer wieder die eigenwilligen, liebevollen, niemals kitschigen Figuren im Graupnerstil und spannungsvolle Bildaufteilungen.

Ein gutes Beispiel für so ein theatralisches Kinderbuch, das auch mit mehreren Originalillustrationen in der Ausstellung vertreten ist, ist das Buch „Was ist ein Traum?“, fragte Jonas. Hier finden wir die Vorliebe der Künstlerin für strukturierte, geknitterte Papiere, ein tolles Gespür für Raumaufteilung und eine gelungene Umsetzung der Ober- und Unterwelt des Maulwurfs. Oder sollte man Ober- und Unterbühne sagen? Außerdem besticht das Buch durch seine wunderbare Farbgebung: Die Welt des Maulwurfs ist in warme Rot- und Brauntöne getaucht, ganz im Gegensatz zu den blauen Traumwelten der Luft und des Wassers.

Sylvia Graupner: „Bilder für Bühne & Bücher“
Ausstellung in der Buchhandlung Hugendubel, 2. OG
Petersstraße 12 – 14
vom 23. März bis 30. April 2005
Abbildung: Prinzessin Wachtelei

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