„Liebes Spiel”, das bewegende Filmdebüt von Britta Sauer (Sarie Teichfischer)

Liebes Spiel
Deutschland, 2005, 90 min
Regie: Britta Sauer
Drehbuch: Maggie Peren Darsteller: Maggie Peren, Florian Stetter, Henning Peker, Bruno F. Apitz Kinostart: 21. April 2005
Schaubühne Lindenfels, 7. Juni 2005

Bilder: AtlasHimmel und Hölle in Leipzig

„Spielsüchtig, spielsüchtig – alles verkauft, 100 000 Mark weg“. So singt Funny van Dannen unbekümmert vor sich hin, und so geht es Theresa, allerdings ohne das unbeschwerte, nonchalante Gefühl dazu. In ihrer Wohnung stehen Kartons statt Schränke, kein Sofa mehr, und auch ihren Esstisch hat sie inzwischen verkauft. Zur Arbeit kommt sie jeden Tag später, weil sie die Nächte in Spielcasinos verbringt. Nach einer davon trifft sie Morten, der als Rettungssanitäter ebenfalls schlaflose Stunden hinter sich hat. Er weckt Theresa am Endhaltepunkt der Straßenbahn und erzählt ihr von seinem Nachtdienst. Da man sich ja immer zweimal sieht, ist es just Morten, der Theresa am Nachmittag des gleichen Tages ein Los verkauft und sie zu einem Rendezvous überreden kann. Morten lebt in einem Wohnwagen am Rande der Stadt. Dort landen beide letztendlich und verbringen eine verliebte Nacht. Theresa will abends wiederkommen, aber Morten wartet vergeblich. Am nächsten Abend taucht Theresa am Tor des Abstellplatzes auf, als wäre nix passiert. Im Rausch des Spiels wird sie unberechenbar, vergisst Verabredungen und verliert Relationen. Ihr Leben dreht sich um Spielautomaten, Kniffel- und Kartenspiele. Sogar im Auto auf dem Weg zum Meer will sie sich und Gordon die Zeit mit Spielen vertreiben. Erst als Theresa sich plötzlich einer Casino-Verabredung entsinnt und daraufhin sofort den Ausflug abbricht, ahnt Morten ein Geheimnis, das beide auseinander zu bringen droht und sie vor eine große Entscheidung stellt.

Ein kleiner Film, das Kinodebüt von Britta Sauer. Und dabei wohl einer der größten dieses Jahres; nicht zuletzt wegen seiner exzellenten Schauspieler. Ein seltener und gleichzeitiger Glücksfall ist, dass Drehbuchautorin Maggie Peren auch die Hauptrolle spielt. Theresas Konflikt und ihr immanentes Zerbrechen daran stellt sie sehr authentisch dar. Hinter ihrem verschleierten Blick, der nur in ganz seltenen Momenten aufklart, könnte jedes Geheimnis liegen, auch eine Spielsucht. Ihr Lächeln – wie einer Wolke entrissen bezaubert Casinobetreiber und Arbeitgeber gleichermaßen. Vor allem aber verzaubert es Morten. Florian Stetter spielt sehr vielseitig, man nimmt ihm den übernächtigten Zivi genauso ab wie den sensiblen Jungen, der er wird, als er sich verliebt. Gleichzeitig wandelt er sich im Laufe des Filmes immer mehr zum Mann; die Geschichte mit Theresa zeigt ihm seine Grenzen auf und versetzt sie teilweise. Beide Hauptfiguren lernen, dass die Liebe kein bloßes Spiel ist: Für Morten bekommt sie sehr bald ernste Züge, und Theresa muss einsehen, dass es in diesem Spiel nicht ums Gewinnen geht. Liebes Spiel wurde im Sommer 2004 in Leipzig, Halle und Umgebung gedreht. Neben der passenden Besetzung fällt die stimmige Musik auf, dominiert von einem Cello, was Mortens Nachbar Hasi (Henning Peker) des nächtens auf dem Abstellplatz spielt, um seine Orchesterkarriere doch noch in die Bahn zu lenken. Bruno F. Apitz, Marie Gruber und Michael Günther brillieren in Nebenrollen; Konstantin Kröning führt Kamera wie sie für so einen Film sein muss: Nah an den Darstellern, in Augen und Seele blickend, auf Gesichtern, Situationen, Bildern verweilend. Von Regisseurin Britta Sauer wird man noch einiges hören beziehungsweise sehen. Sie studierte Theaterwissenschaften, Literatur und Psychologie sowie anschließend Regie für Film- und Fernsehspiel in München. Bereits mit ihrem Abschlussfilm Kurze Begegnung (2001) sorgte sie für Aufsehen.

Ein berührender und gleichzeitig sehr starker Streifen, den sich der (Wahl-) Leipziger schon des Handlungsortes wegen ansehen muss. Aber längst nicht allein deshalb.(Sarie Teichfischer)

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