Als Katze gesprungen, als Tiger gelandet

das neue Album „…von hinten“ von der Band Katze rockt total

Wie oft Klaus Cornfield und seine Band sich schon „Miezmiezmiez“ und „Trinkt ihr dann auch Milch statt Bier?“ anhören durften von den nicht wenigen Sichselbstwitzigfindern dieses Landes, ist der Verfasserin dieses Textes nicht bekannt. Es interessiert allerdings auch nicht sonderlich, und so soll der schöne Bandname Katze Grund zu ungetrübter Freude sein und zu freudiger Erwartung, denn an Katzen werden naturgemäß viele und hohe Ansprüche gestellt. Süß müssen sie sein, verspielt, verschmust, eigenwillig undsoweiter. Und dass sie Mäuse oft nur aus Spaß, nicht aus Hunger, fangen und zu Tode spielen – naja, bekannt. Und man muss sagen: Der Bandname passt. Die Unberechenbarkeit ist Programm.

Folgende Dinge sollen hier nicht besprochen werden: 1. Der Name des neuen und ersten Katze-Albums („…von hinten!“ Dazu möge der geneigte Leser nun frei assoziieren), 2. die Farbe des Covers (Pink). Zum Rest: Es handelt sich hier um Songs mit zum allergrößten Teil popmusikalisch-popkulturellem Bezug; soll heißen, die Inhalte drehen sich um Mädchen, die Hiphop hören, Groupies (hier: Anhänger), die den Fernsehbildschirm küssen, wenn ihr Lieblingsstar bei „Top of the Pops“ spielt, Beinbrüche beim Stagediven, Lärmmachen statt Schlafen, Geld, Ruhm, Mädchen und noch vieles mehr. Ich-(und Du-)Sagen ist für Katze normal, und warum auch nicht, solange es so überzeugt? Katzenmusik im besten Sinne geht so: Schrammelschrammelschlagzeugbeat (Intro, hier verkürzt und nicht sehr wohlklingend wiedergegeben, in echt eine Art „Auf die Plätze, fertig…“), Beginn einer schönen Melodie, Gesang (meist von Klaus Cornfield, ab und zu auch von Minki Warhol) mit Texten, deren Doppel- und Dreifachbödigkeit sich einem oft erst nach mehrfachem Hören erschließt, dabei Fortführung der schönen Melodie, weitere katzige Texte, verabschiedendes Geschrammel (auf Platte natürlich wesentlich spektakulärer als hier). Und immer, wenn man denkt, das, was man hört, sei harmlos, kommt von irgendwoher ein Wort oder Ton, um einen vom Gegenteil zu überzeugen.

Ein typischer Katze-Textauszug lässt sich zum Beispiel dem Song „Größter Anhänger“ entnehmen: „Als ich dich sah an der Radiostation / Konnte ich nicht glauben / Wie nah du mir bist / Du küsstest ein trauriges Mädchen im Rollstuhl / Ich fing dein Auge / Und du lächeltest mich.“ Katze scheuen weder die Verbrüderung mit Punks („Denn ich mag deine Jugendbewegung / Dein Hass auf das System / No, nouow, Punk’s not dead!“) noch die resolute Abgrenzung von Hiphoppern („Sie liebt Hiphop / Das merk ich an den Typen / Mit denen sie rumhängt / Sind alle bekifft / Sind alle beschränkt.“). Es gibt eine wunderschöne Lärm-Nummer („Wir machen Lärm!“, eine Art gutgelaunte, hyperaktive Alternative zu Tocotronics „Wie wir beide nebeneinander auf dem Teppichboden sitzen“) und auch eher Ruhiges wie „Soviel geraucht“ und „Das Feuerwerk ist aus“ (ein schillerndes Beispiel für gelungenes Semi-Pathos: „Schick mich nach Haus‘, ich sterbe / Auch wenn es sich nur so anfühlt.“).

„…von hinten!“ zieren, als wäre die Musik (allen Liedern voran übrigens das großartige „Der Brief“) nicht schon erfreulich genug, auch noch zahlreiche hübsche Cornfield-Zeichnungen im „Booklet“, welches eigentlich ein Katze-Poster ist mit umseitig abgedruckten Songtexten und eben den Skizzen (wer etwa Alfred Hilsberg schon immer mal als Katze dargestellt sehen wollte, kommt hier endlich auf seine Kosten). Und so bleibt abschließend festzuhalten: Katzen würden Katze kaufen (und für alle anderen gilt der Konjunktiv nicht).

Katze auf Tour, z.B.:
6. Oktober 2005, Dresden – Groove Station
7. Oktober 2005, Leipzig – Ilses Erika

Tracklist:
01. Ich Katze du Hund
02. Der Brief
03. Badengehen
04. Sie liebt Hiphop
05. Wir machen Lärm!
06. Soviel geraucht
07. Menschen springen von Hochhäusern
08. Größter Anhänger
09. So wie dein Kopf schwirrt
10. Herr Traurigmann
11. Das Geld, der Ruhm und die Mädchen
12. Punks not dead
13. Das Feuerwerk ist aus

Katze:
…von hinten!

Album-Cover
„Ich fing dein Auge, und du lächeltest mich“: Die Band Katze krautpoppt as hell
Zickzack

VÖ: 25. Juli 2005

www.zickzack3000.de
www.katze-rock.de


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