Ein Held zwischen Familie und Berufung: Der neue „Zorro”-Film von Martin Campbell (Joanna Hengstenberg)

Die Legende des Zorro
(The Legend of Zorro)
USA 2005, 130 min.
Regie: Martin Campbell
Drehbuch: Roberto Orci, Alex Kurtzman
Kamera: Phil Meheux
Darsteller: Antonio Banderas, Catherine Zeta-Jones, Rufus Sewell
Kinostart: 27. Oktober 2005

Fotos: © 2005 Sony Pictures
Ein Held zwischen Familie und BerufungDie Legende des Zorro: Als der Rächer der Unterdrückten mit dem schwarzen Umhang und der (ganz inkognito!) Augenbinde 1919 erstmals in einem amerikanischen Groschenheft in Erscheinung trat, ahnte sein Erfinder Johnston McCulley sicherlich noch nichts von der Beständigkeit dieser Figur. Bereits ein Jahr später flimmerte der schmucke Stummfilm-Gigolo Douglas Fairbanks in Im Zeichen des Zorro (The Mark of Zorro) über die Leinwände der Filmpaläste; ein Remake mit dem Fairbanks-Klon Tyrone Power und mehrere Fernseh-Zorros – unter ihnen einer aus dem Hause Disney – folgten. 1998 flirtete dann der dank seiner spanischen Herkunft schon etwas authentischere Antonio Banderas durch die Augenbinde mit der schlagkräftigen Catherine Zeta-Jones – Die Maske des Zorro (The Mask of Zorro) machte den leicht angestaubten Helden millenniumstauglich. Nachdem sich gar Bestseller-Autorin Isabelle Allende in einem Buch auf die Spuren der Legende begeben hat (Zorro, erschienen bei Suhrkamp), kehrt „der Fuchs“ nun mit viel Feuer unter dem Hintern in die Kinos zurück.

Die Handlung ist im Kalifornien des Jahres 1850 angesiedelt, das sich zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend von mexikanischer Herrschaft befreit hat und nun kurz vor dem heiß ersehnten Beitritt zum Staatenbund des gelobten Lands alias USA steht. Während sein heroisches Alter Ego Zorro vom Volk bejubelt wird, hat Don Alejandro De La Vega (Antonio Banderas) an der privaten Front hart zu kämpfen: seine Frau Elena (Catherine Zeta-Jones) wirft ihm vor, seine familiären Pflichten und besonders seinen kleinen Sohn Joaquin (Adrian Alonso) zu vernachlässigen.

Doch zur Wiedergutmachung dieser Verfehlungen hat der zwiegespaltene Held zunächst scheinbar keine Gelegenheit, denn der selbstverständlich hübsch vernarbte Obergauner McGivens (Nick Chinlund) will das Land an sich reißen und kooperiert zu allem Übel mit dem mysteriösen Aristokraten Armand (Rufus Sewell), der den Unionsbeitritt mittels Nitroglyzerin verhindern will.

Aller Hürden und Intrigen zum Trotz darf am Ende des Films eine alte Lieblingsbotschaft Hollywoods stehen: My family is my life. So ist Die Legende des Zorro denn auch nicht weniger als ein schwungvolles, mit gepflegten Actionsequenzen gespicktes Stück Familienkino, in dem die Erwachsenen vor allem die ironischen Brechungen sowie die von funkelnden Blicken begleiteten Wortduelle zwischen Banderas und Zeta-Jones genießen können, derweil die jüngeren Zuschauer die geschickten Purzelbäume und die freche Mimik des zehnjährigen Adrian Alonso bestaunen.

Betrachtet man den Film allerdings mit einem Blick, der sensibilisiert ist für ideologisch motivierte Darstellungen aus der „Traumfabrik“, so beschleicht einen der Verdacht, dass sich unter der harmlosen Verpackung eine subtil europafeindliche Botschaft verbirgt. Im Presseheft wird der Bösewicht Armand denn auch beschrieben als „ein Repräsentant des alten Europa, der das von ihm durchaus bemerkte Wachstum von Amerika als Supermacht zu stoppen versucht.“ Interessant. Das solch eine Wendung nach Rumsfeld noch verwendet wird, ist zwar verwunderlich, aber belassen wir es bei diesem kritischen Hinweis. Der Film macht schließlich trotzdem Spaß.(Joanna Hengstenberg)

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