„Drei Mal Leben” von Yasmina Reza in der Leipziger Inszenierung (Nadja Feulner)

Yasmina Reza: Drei Mal Leben
Regie: Matthias Gehrt
Bühne: Gabriele Trinczek
Kostüme: Ursula Müller

Schauspiel Leipzig, Neue Szene


…Wie wäre es, wenn man einfach mal den Rewind-Button drücken könnte, um noch mal ganz von vorn anzufangen?

Es gibt eine Theorie, die besagt, dass Zeit und Raum im Universum nicht existent sind, sondern nur Konstrukte unserer Welt, von Menschen erschaffen, um in ihr leben zu können.
Daher läuft alles im Kosmos parallel ab, und mit jeder getroffenen Entscheidung öffnet sich ein neues Universum, in dem ein Teil unseres Ich weiterlebt. Aber nicht nur drei Leben, sondern unendlich viele Leben gibt es.

Yasmina Reza hat den Figuren in ihrem Stück „Drei Mal Leben“ genau drei Chancen gegeben, drei Möglichkeiten, die gleiche Situation erneut zu durchleben:
Zwei Ehepaare, der eine Mann möchte bald seine wissenschaftliche Arbeit über die Flachheit der Teilchen im Universum veröffentlichen, der andere, ein weltberühmter Physiker, soll ihm bei seiner Karriere behilflich sein.
Doch es gibt zwei Probleme: zum einen erscheinen die Gäste einen Abend zu früh, zum anderen hat vor kurzem ein weiterer Forscher eine Arbeit zu demselben Thema veröffentlicht. Schnell beginnt die Situation zu eskalieren, jedes mal verläuft sie anders, aber irgendwie doch auch zu gleich. Die selbstauferlegte Etikette zwingt die Leute dazu, nicht sie selbst zu sein, Schutzmauern um ihre Seele zu erreichten, welche die Menschen immer weiter voneinander entfernt und die zwischenmenschlichen Probleme immer weiter wachsen lässt.

Leider sind die Aussagen und Entscheidungen, die das Stück verlangt, nicht klar genug getroffen. Die Inszenierung folgt dem Text, ohne dabei eigene Wege zu gehen und Grenzen zu überschreiten. Man verfolgt das Geschehen, fühlt sich aber nicht wirklich berührt.
Dabei geben sich die Schauspieler große Mühe, dagegen anzuspielen, was ihnen auch gut gelingt, besonders Andreas Keller hat die Niederlage seiner Figur sehr vielseitig und spannend gezeigt.
Der Entwurf des Bühnenbildes ist klar und symbolhaft, auf das Wesentliche reduziert.
Auf der quadratischen Bühne befinden sich in jeder Ecke ein roter Drehstuhl, das Bild erinnert an eine Boxkampfarena, in der sich die Spieler gegenseitig aus ihren Ecken belauern können, jederzeit für den nächsten Schlag bereit.
In der Mitte des Raumes befindet sich ein großes schwarzes Loch, welches allerdings überhaupt nicht bespielt wird, es ist einfach nur da. Symbolhaft zum einen für die physikalischen Gegebenheiten im Universum, zu anderen für die Leere, Dunkelheit, Nichtigkeit und Abgründigkeit der Leben der Protagonisten.

Vielleicht auch unser aller Leben, da wir schließlich aufgrund des Nichtvorhandenseins von Trennung im Kosmos alle miteinander verbunden sind. Alles ist aus dem selben Material aufgebaut. Diese Bausteine sind noch viel kleiner als die angenommenen kleinsten Teilchen, die Quarks. Es ist das Bewusstsein.

(Nadja Feulner)

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