„Good Night, And Good Luck”: George Clooneys neuer Film im Kino (Juliette Kaiser)

GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK.
USA 2005, 93 Min.
Regie: George Clooney
Drehbuch: George Clooney , Grant Heslov
Darsteller: David Strathairn, George Clooney
Kinostart: 6. April 2005

Fotos: Kinowelt
Der ewige Kampf um Objektivität
in „Good Night, And Good Luck“Eine Hommage an die Pressefreiheit

In Zeiten, in denen Karikaturen zu Massenprotesten, zu Steinewerfen und zu symbolischem Verbrennen von Flaggen führen, manifestiert sich in den westlichen Medien ein gerade zu nostalgischer Idealismus. Freie Presse und Meinungsfreiheit werden zu Recht gepriesen und gefordert.

Dagegen vergisst man anscheinend, dass vor einiger Zeit selbst die Pulitzerpreisträgerin Judith Miller – und mit ihr fast die gesamte amerikanische Presse – Öffentlichkeitsarbeit für die Bush-Regierung betrieb. Denn die Berichterstattung vom Irakkrieg lag fernab jeder Objektivität. Hollywood sieht sich nun wieder als erste moralische Instanz. Man feiert bei den Oscars „L.A. Crash“, „München“, „Syriana“, „Good Night, And Good Luck“ und eben sich selbst als politische Alternativ- Kost.

In „Good Night, And Good Luck“ werden CBS- Reporterlegende Edward Murrow und sein Newsteam zum Sinnbild des „unabhängigen und mutigen Journalismus schlechthin“ (Pressetext Kinowelt) stilisiert. Als fast dokumentarisch anmutendes Portrait zeigt der Film McCarthys Hexenjagd auf vermeintliche Kommunisten und den damit verbundenen Kampf der Presse um Unabhängigkeit und freie Meinungsäußerung – kurz ihre Position als vierte Macht im Staat.

Ein aktuelles Thema. Wenn Regisseur George Clooney vor allem auf Gesichter zoomt, statt 50er Jahre Dekor zu zeigen, dann weil er sich der Zeitlosigkeit seines Themas bewusst ist.Dokufiction – Superman bei CBS

Mehr und mehr verschwimmen, dank der neuen Medien, Realität und Fiktion. Im Fernsehen laufen Doku-Soaps neben Nostalgieshows. Der Film als elaboriertere Form steht dem natürlich nicht nach.
„Good Night, And Good Luck“ scheint mehr Dokumentation als Story zu sein. Schwarzweiß und nüchtern flimmern recht tief recherchierte Geschichtshintergründe über die Leinwand. Welche Bilder neu gefilmt und welche aus Archiven stammen, bleibt dabei undurchsichtig. Was Zitat und was erfunden ist verschwimmt.

Das Drehbuch und Kameraführung bedienen sich der Konzentration. Das Sendestudio wird kaum verlassen und die Zeit ist auf das Jahr 1953 beschränkt. Eine mutige Entscheidung, die vor allem Edward Murrows Person ein Denkmal setzt. David Strathairn spielt überzeugend und eindrucksvoll. Dennoch bleibt das Geschehen leider starr, die Dialoge repetetiv – man ist fast geneigt zu sagen: anstrengend. Da wundert es nicht, dass der Oscar für „Achievement in art direction“ schließlich an „Memoirs of a Geisha“ ging.

Doch „Good Night, And Good Luck“ ist keine reine Geschichtsdokumentation. Zu einfach die Figuren und zu vorhersehbar bleiben ihre Handlungen. Beim verlassen des Kinosaals hat man das Gefühl an einem Superman-Abenteuer für Geschichtsprofessoren teilgenommen zu haben. Statt Clark Kent, der beim Daily Planet arbeitet, sind wir bei CBS und mit unermüdlichem Einsatz kämpft Nachrichtenmann Murrow für die Rettung der Menschheit. Wie jeder Held ist er begleitet von einem unterhaltsamen Kompagnon – in unserem Fall Fred Friendly (George Clooney).

Es fehlt ein kleines bisschen Zwielicht. Auf den Pathos in diesem visionären Lied auf die Pressefreiheit muss man mit Kopfschütteln oder lachen reagieren. Die Glorie zu genießen, fällt schwer – leider.And the winner is ? George Clooney

Der Abend fing gut an für George Clooney. Bei den 78. Academy Awards gewann er den Oscar für die beste Nebenrolle. Doch mit den ersehnten Oscars für Regie und Drehbuch zu „Good Night, And Good Luck“ wurde es nichts.

Dennoch; wer sechsmal nominiert ist und gleich mit zwei Filmen vertreten, der hat schon gewonnen. Charmant wie einst im Doktorkittel präsentierte sich der gereifte Sunnyboy in bester Laune bei den Oscars. Die Aufmerksamkeit der Medien ist ihm gewiss, selbst wenn er nicht in die Fußstapfen von Clint Eastwood trat.

Wenn er so sympathisch engagiert in der ersten Reihe sitzt, möchte man ihm fast zu rufen: Macht nichts. Beim nächsten Mal klappt’s. Good night and good luck. (Juliette Kaiser)

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