Sende(r)musik 3 – „Klangbild Schumann“

Die 3. MDR-Sendermusik mit Werken von und über Schumann

1843 gründete Robert Schumann die „Neue Zeitschrift für Musik“ in Leipzig. Fortan reflektierte und diskutierte man auf öffentlicher Ebene verstärkt musikalische Erlebnisse. Den Stücken des heutigen Abends ist gemein, dass sie alle Robert Schumanns Schaffen auf musikalische Art kommentieren. Nicht mit Worten sondern mit Noten reagiert man auf den 150. Todestag von Robert Schumann in diesem Jahr. Der MDR hat sich dazu auf ein ambitioniertes Experiment eingelassen. Schüler von Robin Minard, Professor für Elektroakustische Komposition an der Hochschule für Musik in Weimar, haben als Ergänzung der Stücke von Kurtág, Bredemeyer, Denhoff und Rihm eigens für den heutigen Abend elektroakustische Stücke mit Schumann als Bezugspunkt erfunden. Die kurzen eingespielten Zwischenspiele schaffen es leider nicht sich gegen die exzellenten live-Vorträge zu behaupten. Die inhaltlichen Ansätze sind sehr beliebig, insgesamt eher im Sinne einer Illustration als einer Interpretation: elektroakustische Bearbeitungen von Originalen von Ludger Kisters, modulierende Störgeräusche wie sie bei der analogen Sendersuche an Radioempfängern entstehen bei Constantin Popp, akustische Bearbeitungen von Kinderstimmen von Christian M. Fischer in Auseinandersetzung mit Schumanns Kinderszenen und schließlich dunkle, drückende elektroakustische Sequenzen von Robert Rehnig als Reflexion auf Schumanns letzten von Krankheit geprägten Lebensabschnitt.

Auch die Ansätze der „richtigen“ Musik sind sehr unterschiedlich. Die dynamische von der Klarinette bestimmte Hommage von György Kurtág überzeugt durch die überraschenden Gegensätze von impulsiven und explosiven Momenten. Reiner Bredemeyers „Aufschwung Ost“ begnügt sich mit dem „Weiterdenken“ des Schumannschen Originals „Aufschwung“, welches Reinhard Schmiedel am Klavier in einer hinreißenden Art voranstellte. Rihms „Fremde Szene II“ erscheint wie ein Echo des bisher Gehörtem: Assoziative und freie Strukturen werden in dem Klaviertrio aneinander montiert. Es erscheint wie ein jugendliches Austoben des damals dreißigjährigen Rihm. Waltraut Wächter, Violine, und Anna Niebuhr, Violoncello, stürzen sich in die farbenreichen Strukturen; der Gefahr, in diesem klanglichen Feuerwerk unterzugehen, begegnen sie auf souveräne Weise.

Man wünscht der Sende(r)musik mehr Zuhörer. Das spärliche Publikum besteht zum großen Teil aus dem „Anhang“ der Musiker und des MDR oder wie im Fall der elektroakustischen Einspielungen aus den Komponisten selbst. Vielleicht liegt es ja am spröden Charakter des Sendesaals am Augustusplatz, ohne die Möglichkeit, im Anschluss den Abend bei Wein & Co. ausklingen zu lassen.

Sende(r)musik 3 – „Klangbild Schumann“

Ludger Kisters (geb. 1975) – Hochschule für Musik Weimar
„…..im Sturze“

György Kurtág (geb. 1926)
„Hommage á Schumann“ op. 15d für Klarinette, Viola und Klavier

Constantin Popp (geb. 1980) – Hochschule für Musik Weimar
„schumann radiophon“

Robert Schumann (1810-1856)
„Aufschwung“ Nr. 2 aus „Phantasiestücke“ op. 12

Reiner Bredemeyer (1926-1995)
„Aufschwung Ost“ – unter treuhändlerischem Missbrauch der Nr. 2 aus den „Phantasiestücken“ op. 12 von Robert Schumann für Klavier Oboe, Schlagzeug und Posaune

Christian M. Fischer (geb. 1973) – Hochschule für Musik Weimar
„Feuer Wasser Sand“

Michael Denhoff (geb. 1955)
Klangbrief über eine Sequenz (an Schumann) für Klavier
Nr. 42 aus „Hebdomadaire“ op. 62

Robert Rehnig (geb. 1977) – Hochschule für Musik Weimar
„Zwischenspiel für Schumanns Engel“

Wolfgang Rihm (geb. 1952)
„Fremde Szene II“ – Charakterstück für Klavier, Violine und Violoncello

Mitglieder des MDR Sinfonieorchesters
Reinhard Schmiedel – Klavier

Elektronische Musik, vorproduziert und zugespielt durch Studierende der Hochschule für Musik Weimar

Dienstag, 28. März 2006; 20:00 Uhr, MDR-Studio am Augustusplatz

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