„Sabah”, ein Film von Ruba Nadda (Lina Dinkla)

Sabah
Kanada 2005
Regie: Ruba Nadda
Darsteller: Arsinée Khanjian, Setta Keshishian, Roul Said, Fabia Nadda, Jeff Seymour, Kathryn Winslow, Shwan Doyle

Bild: AlamodeKulturclash auf die simple Art

Die Muslimin Sabah aus Toronto lebt mit vierzig Jahren immer noch im Elternhaus und wird seit dem Tod des (liberalen) Vaters vom jüngeren Bruder Majib streng beschützt. Alle Unternehmungen und Telefongespräche werden kontrolliert und ohne seine Erlaubnis kann sie kaum einen Schritt aus dem Haus gehen. An ihrem vierzigsten Geburtstag beginnt sie, unterstützt durch ihre weltoffene Nichte, die traditionelle Enge zu hinterfragen und wagt einen ersten zaghaften Versuch aus dem familiären Gefängnis auszubrechen. Heimlich geht sie zum Schwimmen in ein öffentliches Bad und lernt dort den Kanadier Stephen kennen. Offensichtlich von ihr angetan, lässt er sich von ihrer abwehrenden Haltung nicht abschrecken, flirtet bald ganz unverholen mit ihr und mit einer ersten „richtigen“ Verabredung wird aus der Bekanntschaft ernst.

Sabah versucht die Bekanntschaft zu dem „Ausländer“ Stephen geheim zu halten, um einer Konfrontation mit ihrer Familie aus dem Weg zu gehen. Doch gleichzeitig begreift sie, dass sie sich zum ersten mal in ihrem Leben verliebt und dadurch eine ganz neue Verantwortung für sich zu tragen hat. Und auch viele der kulturellen Regeln, an die sie sich stets unhinterfragt gehalten hat, bekommen durch die Begegnung mit Stephen und seinem Interesse daran eine neue Bedeutung und Sabah beginnt, sich zu fragen, ob es nicht ihre eigene Entscheidung sein kann, Wein zu trinken oder ihr Haar bedeckt zu tragen.

Das Geheimnis wird schon kurze Zeit später entdeckt und Sabah muss sich dem Konflikt offen stellen: beugt sie sich der Tradition und den Erwartungen der Familie oder steht sie zu ihren Gefühlen? Anders als erwartet ruft ihr Bekenntnis zu Stephen nur im ersten Moment Ablehnung hervor und nach einer recht kurzen Auseinandersetzung mit Majib äußern auch die anderen Frauen der Familie den Wunsch nach mehr Selbstbestimmung. Eine wahre Lawine von Entwicklungen wird ausgelöst, die schon lange auf den Ausbruch gewartet zu haben scheinen. Und auch Majib kann sich von der Last als Familienoberhaupt befreien, als er feststellt, dass Sabah ebensoviel Verantwortung für die Familie übernehmen kann wie er.

Die Liebe zwischen den Kulturen hat spätestens mit Ken Loachs „Just a kiss“ Kinogeschichte geschrieben. Auch Filme wie „East is East“ oder „Kick it like beckham“ setzten sich schon in komödienhafter Form mit den Unterschieden verschiedener Kulturen auseinander und warteten stets mit der gleichen Lösung auf die drohenden Familienbrüche auf. Mit Herz und gesundem Menschenverstand lassen sich alle Probleme und Vorurteile überwinden.

Ruba Nadda kann mit „Sabah“ dem bereits Erzählten nichts neues hinzufügen. Es ist lediglich eine weitere Variante des bekannten Themas, die aber als reine Liebesgeschichte mit höchst smpathischen Darstellern überzeugen kann. Der Aspekt der Relevanz kultureller Traditionen und des Ausbrechen aus denselben wird allerdings ohne erzählerische Tiefe zu simpel abgehandelt. Das Happy End kommt dementsprechend nicht überraschend, aber doch etwas zu plump, übertrieben und undifferenziert daher. Insgesamt überwiegt am Ende das ärgerliche Gefühl, als Zuschauer nicht ernst genommen zu werden.(Lina Dinkla)

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