„American Dreamz”, ein Film von Peter Weitz (Lina Dinkla)

American Dreamz – Dreams with a Z
USA 2006, min
Buch und Regie: Peter Weitz
Darsteller: Hugh Grant (Martin Tweed), Dennis Quaid (President Staton), Mandy Moore (Sally Kendoo) Chris Klein (William Wlliams) Willem Dafoe (Vorgesetzter) Marcia Gay Harden (Mrs Staton ) Jennifer Coolidge (Martha Kendoo) Judy Greer (Accordo) Shohreh Aghdashloo (Nazneen Riza) Sam Golzari (Omer) Tony Yalda (Iqbal Riza) u.v.a.

Verleih: UIPWillkommen in Absurdistan

In einem ersten Anlauf kann man sagen, dass Peter Weitz ganz schlicht betrachtet die Superstarpoduktion des Fernsehens mit all seinen Auswüchsen auf die Schippe nehmen will. Das ist an und für sich ein Einfall, dessen Umsetzung nicht unbedingt ganz in die Hose gehen muss. Oder doch?

Martin Tweeds (Hugh Grant) Casting Show „American Dreamz“ liefert großartige Quoten und ist laut Umfragen die beliebteste Sendung des Landes. Selbst der Präsident (Dennis Quaid als beängstigend echt wirkendes Bush-Imitat) schaltet regelmäßig ein! Doch der zynische Showmaster ist schlecht gelaunt und von seiner eigenen Sendung gelangweilt. Um sich selbst bei Laune zu halten, sollen in der neuen Staffel ganz besondere Kandidaten auftreten. Die Castingagenten werden durchs Land geschickt, um möglichst viele unterschiedliche Typen aufzuspüren, die nebenbei aber ganz normal und natürlich rüberkommen sollen, wobei weniger das gesangliche Können als vielmehr die biographischen Eigenheiten den Zuschauer letztlich überzeugen sollen. Und so finden sich unter anderem die „White Trash“ Blondine Sally Kendoo (das süße Mädchen von nebenan) und das schlichte Gemüt Omer (Typus „schräger Vogel“) im Kandidatenpool wieder.
Nun ist Omer aber leider Mitglied einer Terrorgruppe und hat sich auf Anweisung seiner Befehlshaber bei seinen Verwandten eingenistet, wo er darauf wartet, dass seine Schläferzelle mit ihm Kontakt aufnimmt. Als verkündet wird, dass der Präsident „himself“ als Ehrenjuror bei der Show auftreten wird, ist klar, dass Omer sich bis ins Finale singen soll, um dort – in der letzten Sendung – sich und den Präsidenten in die Luft jagen. Gute Idee.
Dieser Präsident Staton wiederum befindet sich nach seiner Wiederwahl in einer Sinnkrise. Wochenlang sitzt er in seinem Zimmer; Zeitung lesend und öffentliche Auftritte vermeidend, beginnt er zum ersten Mal in seiner Amtszeit – wahrscheinlich in seinem ganzen Leben – zu begreifen, was da eigentlich wirklich so passiert in seinem Land und der Welt. Doch mit der Weiterbildung muss Schluss sein, sonst kommt der Präsident noch auf dumme Gedanken und so wird er von seinem „Vorgesetzten“ zu dem Auftritt bei American Dreamz verdonnert.
Im dritten Handlungsstrang sehen wir, wie ehrgeizig Sally Kendoo ihren Traum verwirklicht. Sie hat sich zwar auf Anraten ihres Managers wieder mit ihrem Ex William verlobt (denn der passt als Kriegsheld einfach perfekt zu ihrem Image), doch eigentlich steht sie auf Martin Tweed. Der erkennt in ihr eine Ebenbürtige: beide sind sie zynisch bis zum Anschlag, berechnend, nur auf ihren Vorteil bedacht und sämtliche Register ziehend, um ans Ziel zu kommen. William bekommt natürlich mit, dass er von Sally nur benutzt wird und beschließt an Stelle des geplanten Heiratsantrag einen öffentlichen Selbstmord zu begehen. Er hat zufällig Omers Sprengstoffgürtel gefunden, den dieser in letzter Minute in den Papierkorb geworfen hat (!!!!) um ganz entspannt seinen Finalsong vortragen zu können.

Wie es ausgeht? William drückt auf den Knopf, nimmt Martin mit in den Tod und Sally wird seine Nachfolgerin als Moderatorin von American Dreamz.
Der Präsident hat seine Freude am Regieren wieder gefunden, lässt von nun an aber die wirklich wichtige Arbeit von seiner Frau erledigen.
„American Dreamz“ ist nicht Bauchschmerzen verursachend komisch, dazu sind manche Ideen einfach nur blöd und die Figuren zu überzeichnet, aber das ein oder andere Mal funktioniert der Witz tatsächlich. Weitz macht nur leider zu viele verschiedene Nebenschauplätze auf, die alle um ihre Berechtigung und Aufmerksamkeit ringen, dass es mitunter einfach zu viel wird. Dem Parodiepotential des Fernsehens allein hat Weitz wohl nicht vertrauen wollen.
Am besten man betrachtet das alles als derart absurd, dass man getrost abschalten kann und sich am Ende doch ganz gut amüsiert hat.
(Lina Dinkla)

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