Der Film zum Spiel: „Silent Hill” in den Kinos (Tobias Prüwer)

Silent Hill –
Willkommen in der Hölle
Regie: Christophe Gans
Mit: Radha Mitchell, Sean Bean, Laurie Holden, Jodelle Farland u.a.
USA, Länge: 126 Min.

Läuft zurzeit im Cinestar
Vom Horror-Adventure zum ästhetischen Langweiler
„Silent Hill“ als Leinwandadaption„Alles ist jetzt ruhig und still, und bald wird es noch ruhiger sein.“
Eoban Hessus

Wie so oft bei Filmen des Horror-Thriller-Genres ist der Inhalt eigentlich rasch erzählt. Ein kleines Mädchen (Jodelle Farland) wird von unerklärlichen mentalen Ausfällen heimgesucht und phantasiert in diesen Stadien von einem „Silent Hill“. Die Ärzte können nicht helfen und so beschließt Rose (Radha Mitchell), die verzweifelte Mutter, mit ihr an jenen mysteriösen Ort zu fahren. Der liegt irgendwo in West Virginia und ist eine Kleinstadt, die von einer Brandkatastrophe komplett zerstört worden ist und nun als Geisterstadt gilt. Beim Erreichen ihres Zieles verliert Rose bei einem Unfall das Bewusstsein; als sie wieder zu sich kommt, ist ihre Tochter nicht mehr im Wagen. Natürlich macht sich Rose auf, diese zu finden. Es beginnt eine alptraumhafte Suche in einer Ruinenlandschaft, die scheinbar unbewohnt ist.

„Silent Hill“ ist die filmische Adaption des ersten Teils der gleichnamigen Videospielreihe in etwas abgewandelter Form. So ist zum Beispiel die ursprünglich männliche Hauptrolle zur Mutter umgeschrieben worden – vielleicht deshalb, weil mann sich in Videospielen besser mit einem Protagonisten identifizieren kann, in Horrorfilmen aber lieber eine Protagonistin leiden sehen möchte? Stimmung und Effekte hingegen nehmen den Stil des Videospiels auf. Auch der Film ist in einer seltsam matten Farbigkeit gehalten und die Leinwand ist von einem Grauschleier überzogen, wodurch es gelingt, ein düster atmosphärisches Ambiente zu schaffen. Man sieht, dass hier sehr viel Mühe in Design und optische Details geflossen sind. Ästhetisch sehr hübsch zum Beispiel sind kleine verbrannte Wesen, die an Gigers Zyklus „Wir Atomkinder“ erinnern. Durch die bemerkenswerte Optik ist eine gewisse Grundspannung bereits erzeugt, den Rest besorgt die Geschichte – zunächst.

Denn der über Gebühr eingesetzte Perspektivenwechsel und die künstlichen Pausen zwischen den Schnitten nehmen sich auf die Länge des Filmes als zu gewollt aus. Damit verliert sich die Eingangsspannung und wird von einer vorhersehbaren Dramaturgie des „Achtung, hinter Dir!“ abgelöst. Wenn die Protagonistin dann noch wie im Adventurespiel im Vorbeigehen praktische Gegenstände und Lösungsansätze für ihr weiteres Vorgehen findet – hier die Taschenlampe in einer Schublade, dort ein herrenloses Messer – kann man sich nur noch wundern. Denn gerade dieses Element lässt sich offensichtlich nicht auf den Film übertragen, denn hier ist man nicht Akteur, sondern nur Zuschauer. Selbstverständlich darf auch in diesem Film ein vager und unverständlicher Schluss nicht fehlen. Dieser nimmt sich aus, als ob angesichts der ästhetischen Anstrengungen das Budget nicht mehr ausreichte, den Plot zu Ende zu denken.

Damit bleibt „Silent Hill“ für sein Genre nicht mehr als mittelmäßig und langweilt zuweilen gar in seiner stattlichen Überlänge. Besonders enttäuschend ist hieran, dass der Streifen durchaus spannend und erwartungsfroh beginnt und dann erst umkippt und mit gängigen Versatzstücken wie christlichen Sektierern, alter indianischer Kultstätte, Exorzismus und dämonischen Kräften das große Geheimnis inszeniert wird. Und letztlich wird einmal mehr die wunderbare Magie der Mutterliebe beschworen, welche jegliche Widrigkeit – sei sie auch monströsen Ausmaßes – überwindet. Ob dieser Film seine Fans finden wird, ist indes ungewiss. Schließlich ist das Spielen das eine, nur zuschauen zu müssen, das andere.(Tobias Prüwer)

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