„Heavy Metal Nix Im Scheddel…?”

Das Kulturbundhaus pflegt die harte Gangart

„Heavy Metal Nix Im Scheddel…?“ – Sich dieses Standardvorurteil auf die Fahnen schreibend, lädt die Scheddel-Crew seit Jahren zum musikalischen Intermezzo. Für unkundige Ohren vielleicht zu laut, zu hart, zu schnell, sind die heiteren Unterhaltungsabende aus der Leipziger Metallszene nicht wegzudenken; das monatliche Zelebrieren des Schwermetalls ist zur festen Institution geworden. Einen kleinen Höhepunkt bildete jüngst Scheddel Nummer 67, als im Kulturbundhaus Weimarer Klassiker ihre Aufwartung machten.

Mit Disaster KFW und Die Apokalyptischen Reiter traten zwei zum Kult gewordene Bands an, die bei Freunden härterer Gangart das Herz wirklich höher schlagen lassen. Neben dem musikalischen Fundament des Death Metals verbinden beide freundschaftliche Bande und das gemeinsame Musizieren. Da in diesem Dunstkreis das Seitenprojekt My Demons Diversity von Reiter-Drummer Sir G. entstand, durften diese den Auftakt machen. Sie legten ein solides, zum Aufwärmen bestens geeignetes Death-Geknüppel hin. Leider beschränkte sich der herauszuhörende Black-Metal-Einfluss zum Großteil auf ein angestrengtes Keyboard und so mancher im Publikum erflehte eine Tastensperre. Schade wäre es um das Geklimper nicht gewesen, denn eigentlich heizte die Band dem ohnehin hoch temperierten Saal gut ein, und man verzieh gar dem Sänger die mangelnde Bühnenerfahrung. Im Verlauf ihres Auftritts wurde die Band immer besser und der Abend schließlich auch.

Bei Disaster KFW schlug der tonale Wahnsinn vollends durch. Hits wie „Därme fressen“ zeigten, dass die Kapelle vom „Klassischen Friedhof Weimar“ so tot gar nicht ist. In bewährter Death-Grind-Kombination legten sie ein Brett nach dem nächsten hin. Im treibenden Donner der elektrischen Gitarren erhob sich abwechselnder Gesang – mal als einträchtiger Dialog, dann wieder gegeneinander anrennend. Während Frontmann Sören die Bühne dominierte und ordentlich röhrte, stimmte Drummer Skeletton seinen berüchtigten Kreischgesang an. Die überzeugende Performance bewies: Disaster ist auch nach zwanzigjährigem Bandbestehen live immer wieder zu gewaltiger Überzeugungsarbeit imstande.

Wie ihre biblischen Namensgeber brachen schließlich Die Apokalyptischen Reiter als Sendboten über das Publikum herein und riefen die Reitermania aus. Wird derzeit gern vom Post-Punk geraunt und auf Bands übertragen, die zu virtuellem Sound parapolitische und spätpubertäre Liedchen trällern, so legen Die Apokalyptischen Reiter einfach los. Kompromisslos der eigenen Idee folgend, entwerfen sie einen Sound, der Genregrenzen ignoriert und sich auf keinen Begriff bringen lässt. Die wilde Mischung aus Death und Trash verarbeitet vielfältige Einflüsse aus Rock, Folklore und diversen Metalrichtungen. Auch die kürzlich erschienene EP „Friede sei mit Dir“, die das Quintett mit im Gepäck hatte, ist jener stilistischen Unkonventionalität verschrieben, an der sich selbst unter Metalheads die Geister scheiden. Dem Publikum jedenfalls gefiel es, und man legte eine flotte Sohle hin. Ein Hybrid aus Headbanging, Pogo und lebhaftem Gespringe wogte über das Parkett, was Sänger Fuchs‘ ohnehin manische Bühnenpräsenz noch intensivierte. Und da das ehemalige Bandmitglied Skeletton vor Ort war, durfte dieser selbstverständlich nicht fehlen, als die legendäre Hymne „Metal will never die“ angestimmt wurde. Die Apokalyptischen Reiter regierten den Ausnahmezustand und waren damit Souverän dieses knochenharten Abends. Sie brachten die Apokalypse auf ihren ursprünglichen Begriff zurück und waren nichts anderes als eine Offenbarung.

„Heavy Metal Nix Im Scheddel…?“

Die Apokalyptischen Reiter

Disaster KFW

My Demons Diversity www.scheddel.de

Apokalyptisches Finale: Scheddel #67″

Death Metal ist eine Variante des Metal. Typische Merkmale sind sehr tief gestimmte Instrumente und gutturaler Gesang (auch Growls genannt), oftmals

auch Double Bass Drumming und extrem schnelle, so genannte Blastbeats.“ wikipedia

17. Juni 2006, Kulturbundhaus Leipzig

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