„Mir ging es nicht um musikalische Perfektion“

„Julianes Wilde Bande” macht Kindermusik mit Tiefgang

Über eine Platte, die in jedes Kinderzimmer gehört
Das schlimmste an Kindergeburtstagen sind wohl die grellen Kinderplatten, die erbarmungslos im Hintergrund tönen. Hauptsache lustig und bunt – das scheint ihr Motto zu sein. Der Anspruch bleibt oft auf der Strecke. Die Instrumente kommen aus der Konserve und der Gesang wirkt aufdringlich freundlich. „Hier wird oft der Fehler gemacht, dass die Musik konstruiert wirkt, Keyboards einfach programmiert werden. Das hat nichts mit Lossingen zu tun! Denn Musik muss nicht immer so kultiviert sein. Man muss das Kind in sich lostoben lassen“, sagt Juliane Wilde. Die Sängerin aus Leipzig hat deshalb jetzt eine eigene Platte für kleine Leute aufgenommen. Julianes Wilde Bande heißt sie und vereint Funk, Acapella, Jazz und Pop. Von laut bis schräg, von besinnlich bis urkomisch. „Knallebunt“, nennt Wilde das. Ihr Name ist Programm.

„Es sollte keine Konzeptplatte werden. Sondern von allem etwas. Schöne Melodien zu schicken Geschichten.“ Neben selbst geschriebenen Songs gibt es auch jede Menge traditionelle Stücke. Die sind aber nicht einfach nachgesungen, sondern neu interpretiert worden – und übertreffen so manch Original. „Bei ?Grün ja grün‘ ist jetzt die Wiese grün und nicht der Jäger. Das holt den Text in den Kinderalltag, denn welches Kind hat heute schon mal einen echten Jäger gesehen?“, erklärt Wilde.
Die 27-Jährige hat in ihrer Kindheit Gerhard Schöne und Reinhardt Lakomy gehört. Der Vater spielte abends Lieder auf der Gitarre für sie, und in der Schule griff sie dann selbst zum Saiteninstrument. Und heimste bald ihren ersten Musikpreis ein. Studiert hat sie das Fach nie. Und vielleicht ist das auch das Geheimnis der Platte. „Mir ging es nicht um musikalische Perfektion, sondern darum, dass es aus dem Bauch kommt. Das macht den Charme.“

Genau das hört man ihren Liedern auch an. Selten kommen Töne und Gesang so natürlich, authentisch und frei daher wie hier – und vor allem mit ganz viel Gefühl. Wenn die Kleinen schon lange in ihren Betten liegen, sitzt bestimmt die ein oder andere Mutter vor der Stereoanlage, durchlebt und genießt die Musik noch einmal selbst. Bei einem Wettbewerb für die beste Kinderplatte des Jahres würde Juliane Wildes Bande sicher den ersten Platz abräumen.

Juliane Wilde:
Julianes Wilde Bande

Löwenzahn-Verlag
2006

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