Danke, gut.

Der Musiker Dendemann (Daniel Ebel ) ist live in der MB

Vor dem Eingang ist eine lange Schlange und für die letzten heißt es leider: „Ausverkauft“. Während draußen also einige wieder gehen müssen, beginnt drinnen die Vorband zu spielen. DJ Static und Rapper Nat Ill, ein kleiner runder Basecapträger, bieten zielgruppengerechte Hip Hop Samples für 90er Teens. Wenn die Publikumsinteraktion anfangs auch recht holprig ist, hören doch alle gebannt zu und schließlich sitzen sogar die Moves und Mitsinganteile. Einzig die „Ladies“ bleiben verhalten, weshalb die Dame neben mir erst einen aufmunternden Stoß in die Rippen von ihrem Begleiter bekam, bevor dieser schließlich einfach ihren Part auch noch mit rapte. Beim Gehen raunte jemand „Ich fand den DJ eher öde,“ worauf er die Antwort bekam: „Ich eher das Publikum.“ Tatsächlich war es ein recht entspannter Abend. Kopfnicken hier und die Arme schwingen da, aber keine Hüpforgien. Stattdessen gähnte es schon mal herzzerreißend im Publikum, was nicht an Dende lag, sondern daran, dass viele vermutlich schon einen langen und nasskalten Demonstrationstag in den Knochen hatten.

Mögt ihr die neuen Sachen vom alten Dende?
Fast schon schüchtern erkundigte sich die ehemalige Hälfte von Eins Zwo nach dem Anklang seines neuen Werks Die Pfütze des Eisbergs. Unter der schönen Überschrift HipHop liefert Dendemann daraufhin von der Ballade bis zum Punk alles. Er selbst benutzt gerne mal den Begriff „Der große Rockhaus in 26 Bänden“. Er erzählt alltägliche Geschichten fern ab von Klischee-Themen wie Sex und Gewalt. Ganz im Gegenteil, für Groupies ist ausdrücklich kein Platz im Tourbus und die Berliner Gangster „mit ihren kleinen Pimmeln“ haben für ordentliche Lachen im Publikum gesorgt. Dabei sei erwähnt, dass die Gäste größtenteils Männer in Baggypants und Mütze zwischen 15 und 30 waren. Das Publikum nahm die neuen Songs gut auf und war teilweise sogar schon erstaunlich textsicher. Doch solche Luftreserven wie Dende hatte dann doch keiner. Nette kleine Geschichten rundeten den Abend ab. Als Dendemann fragte, ob jemand die Antwort auf die Frage „Wer ist der derbste?“ kenne, rief gleich jemand „Ja ich, aussem Fernsehen!“ und dann noch lauter „Deen Vadär“. Prompt kam das Lob. Alle durften dann noch ausgiebig die eher hanseatische Variante „Dein Vadda“ proben. Kultureller Austausch leicht gemacht.

Sehr sehenswert ist auch der brandneue Video-Clip 3 1/2 Minuten. Das bereits auf YouTube zu sichtende Video ist ein Remake des legendären, sexy Clips von D‘ Angelo. So lässt Dendemann originalgetreu seine beeindruckenden (Plastik?)Muskeln spielen. Nun kommt bestimmt bald vermehrt weiblichen Publikum zu den Konzerten.

Check die Rhetorik
Dendemann bekannt für intelligente und witzige Texte, scherzt und herzt im Tourtagebuch: „Heute ist Leibzig dran … und es wird ein Fest.“ Nicht von schlechten Eltern sind auch die Fansprüche im „derbsten Forum“ (zu finden unter www.dendemann.de). So sagt Dr. Oetzker: „Danke für den Gig im kleinsten Paris der Welt. Spätestens nach der zweiten Zugabe war klar, wer die derbste Pferdelunge is… (ei-verbibsch – unglaubliche Kondi). Hoffentlich war’s nicht das letzte Mal in Leipzig.“ Dem kann man sich nur anschließen und mit dem unumgänglichen Zitat schließen:
„Ich bin am Ende, Mann, und jetzt kommt Dendemann.“

Dendemann

CD: Die Pfütze des Eisbergs
Label: YO MAMA!

03. Oktober 2006, Moritzbastei Leipzig

www.dendemann.de

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