Zweitklassiger Tanzfilm: „STEP UP” (Vicky Noack)

STEP UP
Regie/Choreographie: Anne Fletcher
Drehbuch: Duane Adler & Melissa Rosenberg
Mit: Channing Tatum, Jenna Dewan, Mario,
Drew Sidora, Rachel Griffiths
USA 2006
Länge: 98 Min.
Kinostart: 12. Oktober 2006
Klassik meets Hip Hop: Und wieder einmal ein zweitklassiger Tanzfilm

Die Handlung von STEP UP ist mit wenigen Worten auf den Punkt gebracht. Cooler Hip-Hopper namens Tyler Gage (Channing Tatum), trifft auf verwöhnte Ballerina Nora (Jenna Dewan). Wie es der Zufall will, findet sie in ihm neben einem perfekten Tanzpartner zugleich die große Liebe. Wie einfallsreich! Das Ganze erinnert an ein Remake älterer, weitaus erfolgreicherer Tanzfilme sowie des immer wieder gerne aufgelegten Themas „Arm trifft Reich“, denn auch hier begegnen sich zwei völlig verschiedene Welten.

Neben der äußerst flachen Handlung lässt zudem die Umsetzung des Sujets zu wünschen übrig. Die gegensätzlichen Charaktere Tyler und Nora sind klischeebehaftet und einfach strukturiert. Tyler stammt aus einer der übleren Wohngegenden Baltimores. Ziellos irrt er durchs Leben, das hauptsächlich aus Hip Hop, Basketball und dunklen Clubs besteht. Mäßige Versuche seinerseits, dem üblen Ruf seiner Herkunftsgegend gerecht zu werden, scheitern am Hundeblick, dessen er sich zu oft bedient. Wäre ihm da nicht der farbige Mac (Damaine Radcliff) an die Seite gestellt, würde man ihm die Rolle des Draufgängers wohl noch weniger abnehmen. Beiden droht ein Abgleiten in die Kriminalität. Tyler muss wegen seines Einbruchs in die örtliche Kunsthochschule „Maryland School of Arts“ 200 Sozialstunden beim dortigen Hausmeister ableisten. Als er seine Arbeitsstelle antritt, bewundert er zum ersten Mal eine neue, für ihn bisher unzugängliche Seite des Lebens. Mit dem Wischmob in der Hand bleibt sein Blick fasziniert an einer tanzenden Ballettschülerin hängen. Nora, die ein geordnetes Leben führt und natürlich aus wohlhabendem Elternhaus kommt, probt für den alles entscheidenden Abschlusstanz – ihr Lebenstraum: Tänzerin. Erste heimliche, trotzdem schmachtende Blicke werden gewechselt. Welch Zufall, dass kurz darauf ihr Tanzpartner ausfällt und sodann der Hausmeistergehilfe aus dem sozialen Abseits ins Rampenlicht rücken wird. Als Freestyle-Künstler beweist dieser allerdings Talent. Aber das war es dann auch schon.

Nach überflüssigen pubertären Zickerein und teilweise recht passablen, jedoch kurzen Tanzszenen sprintet der Film auf einem breiten, hindernislosen Highway ins Finale, das im Grunde nichts anderes als ein Happy End sein kann. Selbst der vorhersehbare Todesfall, der die innere Wandlung des Helden und den Wendepunkt der Handlung kennzeichnet, wirkt irgendwie deplaziert und gekünstelt. Und das, obwohl die ursprüngliche Intention der Filmemacher eine realistische Darstellung gewesen sein soll. Viel ist davon nicht zu spüren.

Ballerina Nora ist zwar ganz reizend ausstaffiert, aber das allein macht sie noch lange nicht zur guten Schauspielerin. Größtes Manko: ihr fehlt Charakter und vor allem beim Tanzen, die Leidenschaft. Er hingegen klimpert lieber unschuldig mit den Augen oder lässt wahlweise seine Muskeln spielen als sich sinnvoller Sätze zu bedienen. Trotzdem liefert er das bessere tänzerische Können. Nicht selten geben die Nebendarsteller, insbesondere Tylers Freunde und Sängerin Lucy das interessantere Bild ab.

So plätschert die Handlung dahin. Allein der auffallend präsente Soundtrack korrespondiert immer schön zum Geschehen und verleitet hier und da zum Mitwippen. Wäre dem nicht so, bestünde leicht die Gefahr, dass der Zuschauer gähnend vornüberkippt. Vom Statement des Produzenten Eric Feig „In STEP UP sieht man Welten aufeinanderprallen und am Ende löst sich alles in Musik auf“ sei zumindest Letzteres wörtlich zu nehmen. Denn vom Film bleibt wahrlich nicht viel hängen.

Fazit: Flache Teenie-Romanze für die Hip Hop-Fraktion. Insgesamt für Freunde leichtester Unterhaltung.
(Vicky Noack)

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