Musik & Martinis: James Bond als Musical (Moritz Ostertag)

Helden von heute ? ein Leben für die Menschheit
James-Bond-Musical der Abteilung Schulmusik
der Leipziger Hochschule für Musik und Theater
theater.FACT
Inszenierung: Manuel Buch
Premiere: 9. Januar 2007


Music, Martinis & Miss Moneypenny – Helden von heute im Theater Fact

Als der britische Schriftsteller Ian Fleming 1953 für seinen ersten Spionageroman den Geheimagenten James Bond erfand, für dessen Persönlichkeit er sich eng an seinen eigenen Vorlieben und Interessen orientierte – Frauen, Autos, Weltreisen & Martini – hatte er noch keine Ahnung, dass er damit eine der beliebtesten und vor allem langlebigsten Romanfiguren erschaffen hatte, die das – an Krimiserien nicht arme – 20. Jahrhundert hervorbrachte. In insgesamt 12 Romanen, 9 Kurzgeschichten und mittlerweile 21 Filmen rettet Bond die Welt immer wieder vor der Vernichtung. Dass 007 eines Tages auch auf die Bühne gebracht werden würde und noch dazu in einem Musical, hätte sich wohl auch Ian Fleming niemals träumen lassen – aber genau das hat die schulmusikalische Abteilung der Leipziger Hochschule für Musik und Theater mit ihrer Produktion Helden von heute geschafft.

Zur Hälfte Hommage und zur Hälfte wohlwollende Parodie präsentiert die Aufführung die gewohnte Arbeitsroutine des MI6-Agenten, der sich auch dieses Mal in das Anwesen eines reichen Superschurken einschleichen muss, um dessen Pläne zur Ergreifung der Weltherrschaft zu vereiteln – und nebenbei vielleicht die eine oder andere kurzweilige Liebschaft anzutreten. So sehr dieser Plot auch dem üblichen Bond-Film-Strickmuster entspricht, so erfrischend und originell ist seine Umsetzung als Musical.

Ob ein Chor verflossener Bondgirls den hohen Frauenkonsum des Geheimagenten anprangert (sich aber trotzdem darüber einig sind, dass es sich doch irgendwie gelohnt hat), ob sich der Ingenieur Q in einem Lied beklagt, dass 007 zu unvorsichtig mit seinen Erfindungen umgeht und offensichtlich jede technische Hilfe als selbstverständlich betrachtet, oder ob der Superschurke seine Welteroberungspläne musikalisch offen legt – noch bevor der Zuschauer den Refrain eines Stückes vollends verinnerlicht hat, wird ihm schon der nächste Ohrwurm präsentiert. Das musikalische Repertoire umfasst hierbei sämtliche Genres, von entspannter Loungemusik über romantische Balladen bis hin zu heißblütigen Tango, immer begleitet und unterstützt von einem kraftvollen, gemischten Chor.

Obwohl alle bekannten Charaktere der Filmreihe einen Auftritt haben, tun sich in der Besetzung vor allem die beiden Gegenspieler hervor: Tim Ludwig als 007 braucht sich bezüglich aalglatten Charmes nicht hinter seinen diversen Rollenvorbildern zu verstecken und auch Christian Friedrich rollt das „R“ wie einen Kieselstein im Mund, so dass man ihn gleich als Superschurke Dr. Mortus identifizieren kann.

Das enthusiastische Ensemble, das humorvolle Drehbuch mit zahllosen Anspielungen und Seitenhieben auf berühmte Agentenfilme, eine bis ins letzte Detail funktionierende Choreographie der Tänze und nicht zuletzt elf eingängige Songs lassen die 70 Minuten Spielzeit wie im Flug vergehen. Der 22. Bond-Film ist bereits in Vorbereitung – wir hoffen auf einen zweiten Teil dieses Musicals.

(Moritz Ostertag)

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