Mit einer Ausstellung von Philipp Uhlig und Susanne Meister präsentiert sich das Kulturzentrum „Victor Jara“
Wenn man „Ausstellung im Felsenkeller“ liest, muss man neuerdings leider an misshandelte Mumien denken, die in neobarockem Ambiente ihrer Voyeure harren. Doch es gibt noch einen Felsenkeller ohne gepfählte Leichen, dafür tatsächlich im Keller und unter anderem Namen. Das kleine Häuschen in der Zschocherschen Straße 12 (zu Füßen der Stadtteilbibliothek) mit dem Namen „Victor Jara“ hat vor wenigen Monaten seine Pforten geöffnet und lässt eher einen Stehimbiss vermuten denn ein Kulturzentrum und schon gar nicht einen derart imposanten Raum, wie man ihn dort zur großen Überraschung vorfinden kann. In monatelanger Privatinitiative wurde das über hundert Jahre alte Gewölbe, das schon seit der so genannten „Wende“ ungenutzt hinweggammelte, wiederhergestellt und mit neuem Leben gefüllt – was, wenig überraschend, nicht im Interesse einiger Leipziger Stadtgestalter war, die den Komplex lieber abgerissen hätten. Bekanntlich hält man ja in gewissen Kreisen eine Resterampe für urbanistisch wertvolller denn einen Kulturraum – glücklicherweise konnten sich diese Entscheidungsträger hier nicht durchsetzen.
Leider sind allerdings auch hier die üblichen Anlaufschwierigkeiten noch nicht ausgeräumt – die Homepage funktioniert noch nicht und die Werbung will auch nicht termingerecht in die Gänge kommen. Trotzdem bleibt zu wünschen, dass nicht nur zur Finissage am 27. Januar (ab 19.30h) zahlreiche Gäste erscheinen, sondern auch in Folge ein interessantes Programm den Raum mehr als nur mit Besuchern, sondern auch mit Sinn füllt. Ansätze dazu sind da – junge Musiker haben hierin gleichermaßen einen Probenraum gefunden wie der „Zirkus Kuss“ e.V. für sein Training. An den Abenden finden von Zeit zu Zeit LAN-Parties ebenso wie Jazz und Techno ihren Rahmen. Und dann auch noch Kunst – das klingt durcheinandergewürfelt, doch Profile können sich auch am
Experiment schärfen.
Gespannt darf man auf alle Fälle auf den März sein, denn dann wird Airbrush gezeigt. Ja, richtig, Airbrush – laszive Frauen, die sich auf Motorhauben räkeln und nicht abwaschbar sind. Das Potential, damit die Grenzen der Geschmacklosigkeit neu auszuloten, ist zwar durchaus auch gegeben, aber dafür ist die Idee allein spannender als die Ankündigung einer Videoinstallation in der Spinnerei. Da auch das Superkronik für den März seine erste StreetArt-Ausstellung anberaumt, kann man also bald rund um den Felsenkeller lebendigere Inszenierungen erwarten statt bloße Exhumierungen.
Kulturzentrum „Victor Jara“
Ausstellung von Philipp Uhlig und Susanne Meister
Zschochersche Straße 12
Finnisage am 27. Januar 2007
www.victor-jara-le.de
01. Juni 2007
Schön, dass das alte Felsenkellergewölbe wieder zu neuem Leben erwacht ist. Ich war Ende der 70er Jahre dort Stammgast in der Diskothek und die war ganz gut. Vor allem das studentische Publlikum. Gibt es mittlerweile eine Hompage bzw. wo kann man Infos bekommen zur heutigen Nutzung?