Kurzfilm zwischen Sein & Schein: „Leben auf Hochglanz” (René Seyfarth)

Leben auf Hochglanz
Vorverkostung – Horns Erben
Buch & Regie: Fransziska Runge
Mit: Tim Breyvogel, Lavinia Wilson & Philipp Baltus
26. Januar 2007
www.lebenaufhochglanz.de
Der Wille zur Mache

Ein Student hat eine Freundin und arbeitet im Fotoladen. Und weil er gerissen und wohl irgendwie habgierig ist, verkauft er nach Ladenschluss auch Fotos an Leute, die diese Fotos gar nicht fotografiert haben. Damit können die Leute dann angeben – mein Haus, mein Auto, mein Freundin. Zum Beispiel beim Klassentreffen. Das ist nicht gut. Dafür verdient er eine Lektion und das Schicksal hat bereits seinen Fußangel gesponnen: er verkauft ein Foto seiner Freundin an einen Klassenkameraden ebendieser und im weiteren Verlauf wird der Schelm aus dem Fotoladen entweder stolpern oder fallen. Soweit die Story, der man eine gewisse Originalität nicht absprechen kann.

Das Debüt von Franziska Runge macht auf alle Fälle Eindruck – keine flickrigen Bilder, kein aus dem Bild sich verabschiedender Ton und richtige Schauspieler statt engagierter Laienspielgruppe. In diesen 15 Minuten stecken über zwei Jahre Arbeit und das merkt man auch. Hier sollte nicht nur mal ein wenig experimentiert oder ein Hobby öffentlich gemacht werden, sondern man wollte zeigen, dass man es drauf hat: das Handwerk ebenso wie das Business, die tausend Dinge die man beim Filmemachen beachten muss. Dementsprechend lang ist die Liste der Förderer und Sponsoren, so beeindruckend war die Logistik und die Technik und vor allem: so überwältigend ist das Engagement, denn es ist trotzdem noch eine Low-Budget-Produktion, der man es einfach nicht ansieht. Das ist vor allem dem Herzblut der (unentgeltlich) Mitwirkenden zu verdanken. Aus dieser Perspektive ist das Projekt in jedem Fall geglückt: Der Film kann sich sehen lassen. Besonders hervorzuheben ist darüber hinaus der Darsteller Tim Breyvogel als Tom, neben dem Philipp Baltus recht hölzern daherkommt. Lavinia Wilson als Dritte im Darstellerbunde wurde bereits mit dem Max-Ophüls-Preis als beste Nachwuchsschauspielerin geehrt – mehr weiß ich zu ihr nicht zu formulieren.

So wie der Film es schafft, stellenweise eine sehr angenehm zurückhaltende und gerade dadurch umso bessere Komik aufzubauen, so schwächelt er doch bei den „ernsten“ Stellen umso mehr, denn es bleibt offen, welche Funktion diese wohl haben mögen. Mehr Schein als Sein ist „nicht gut“, klar. Und ansonsten? Es ist nichts gegen einen Film ohne Helden einzuwenden, in dem es auch keine Fronten zwischen Gut und Böse gibt. Doch die Motivationen der Charaktere bleiben derart im Dunkeln, dass man sich als Zuschauer zurücklehnen kann, ein Kabinettstück anzuschauen, um sich anschließend wohlig in der Gewissheit zu wiegen, dass man anders sei und vor allem besser als jene Film-Figuren, die ihr „Leben auf Hochglanz“ simulieren. Diese Gewissheit zu erschüttern und das „Schein oder Sein“ im eigenen Leben in Frage zu stellen, vermag der Film leider nicht.(René Seyfarth)

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