Vom Sexsymbol ohne Selbstkritik: „Das wilde Leben” der Uschi Obermeier (Florian Fromm)

Das wilde Leben
R: Achim Bornhak
Buch: Achim Bornhak & Olaf Kraemer
Mit: Natalia Avelon, Matthias Schweighöfer,
David Scheller, Alexander Scheer & Victor Noren
Deutschland 2007.
Länge: 114 min.
Verleih: Warner
Kinostart: 1. Februar 2007
www.daswildeleben.de
Selbstinszenierung eines Sexsymbols

Eine glatt gebügelte Hollywoodinszenierung des „Amerikanischen Traums“. Vom Tellerwäscher zum Millionär. Von der bayrischen Provinz auf die Titelblätter der angesagten Hochglanz-Magazine. Stopp!

Bayrisch? Hollywood? American Dream? Okay. In Wahrheit geht es hier um Uschi Obermeier – genau – unsere Uschi. Das wunderschöne Mädchen vom bayrischen Land, dem es gelang mit Mick Jagger, Keith Richards und Jimmy Hendrix in die Kiste zu hüpfen, wo wir dem Hollywoodmärchen wieder näher kommen, oder etwa nicht?Ach ja, nebenbei verkörperte die Uschi auch noch die deutschen Studentenrevolten der 1960er Jahre und das, ohne jemals großes politisches Interesse gehabt zu haben, wie sie selbst immer wieder betont. Es genügte, wie so oft in ihrem Leben, gut auszusehen und neugierig zu sein. So wurde sie Teil der berühmten Kommune 1 in Berlin, bändelte dort mit Rainer Langhans an und verlieh der ganzen Bewegung das, was ihr bis dahin vielleicht gefehlt hatte und worauf sie im Rückblick gut hätte verzichten können?eine Portion Sexappeal. Vordergründig marschierte sie mit, nahm die zugewiesene Rolle an und wetterte gegen das „Establishment“. Heute gibt sie der Bild-Zeitung Exklusivinterviews – überrascht ist davon niemand.

Der Film zeigt nun all das noch mal, was das Fotomodell Obermeier meint erlebt zu haben. Ihr „wildes Leben“ also. Für sein Kinodebüt engagierte Achim Bornhak nicht die ganz großen Namen des deutschen Kinos. Matthias Schweighöfer (Kammerflimmern, Schiller) bildet hier die Ausnahme. Die weitgehend unbekannte Natalia Avelon in der Rolle Uschi Obermeiers überzeugt. Die Schauspieler sind es also nicht, die dem Film die volle Durchschlagskraft verwehren. Es ist vielmehr die einseitige Geschichte. Die Kommunarden um Rainer Langhans erscheinen als „blech sabbelnde“ Utopisten, Keith Richards und Mick Jagger sind der pure Rock, der außer Musik, Sex und Drogen nicht viel zu bieten hat und Dieter Bockhorn tritt als personifizierte Reeperbahn auf. Er ist es, der Uschi Obermeier die ganze Welt zeigt. Staunend wandelt sie durch das verrückte Schauspiel dieser unterschiedlichen Leben, pickt sich das Passende heraus. Aber irgendwie bleibt sie dieses unschuldige Mädchen vom Land, trotz aller Exzesse.

Der Film ist mit Sicherheit nicht schlecht. Die erste Stunde kommt regelrecht kurzweilig daher. Dennoch, am Ende bleibt die Selbstinszenierung einer schönen Frau, der es an jeglicher Selbstreflexion mangelt. Womöglich war das auch nie das Anliegen ihrer „Autobiographie“, auf welcher der Film ja basiert. Eine kritische Auseinandersetzung mit sich selbst und ihrer Zeit wäre aber durchaus interessant gewesen. Stattdessen wirkt Das wilde Leben wie eine glatt gebügelte Hollywood-Inszenierung des amerikanischen – pardon – deutschen Traumes.(Florian Fromm)

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