Console leg los!

Mono: ruhig ist lauter besser

Die unsympathische, weil die potentielle Leserin für superblöde haltende, Zusatzbeschriftung einer erst neulich von mir erworbenen Gemüselasagne – „Auch für Vegetarier geeignet“ – sonnt sich nicht nur in den stumpfsinnigen (Ab-)Gründen der Tautologie, nein, von ihr aus lässt sich auch das Programm des neuen Console-Longplayers Mono erschließen. Zugegebenermaßen: qua Negation. Überraschenderweise gilt nämlich nicht die quasi-analoge Feststellung: Leise Musik ist für das leise Hören geeignet. Eigentlich würde das ja nahe liegen. Ist aber halt nicht so.

Hört man Mono eher leise – was der verhaltenen, ruhig-triftenden Atmosphäre des Albums vermeintlich entsprechen könnte – nerven die elf Titel einfach nur. „Dronige“ Ödnis, ein bisschen Rückwärts-Geplätscher, hier ein Beat, da ein Knarz oder Klimpern, von Zeit zu Zeit weiblicher Gesang – kurz: noch so eine Platte. Hört man Mono hingegen laut, entfaltet sich seine ganze Schönheit. Dann hat die Musik einen (Klang-)Körper und irgendwie funktioniert das, was vorher auf den Wecker ging. Plötzlich gewinnt das beinahe, aber nur beinahe, zufällige Rauschen und Klacken Bedeutung, der etwas „stumpfe“ Sound – kristallklar wäre auf jeden Fall ein Euphemismus – schafft einen Erzählton, der von Lied zu Lied weiter trägt. Das hört sich ein bisschen so an wie man einen glücklicheren Kafka lesen würde oder wie die Portraits des Fotografen Thomas Struth ausschauen.

Sicher: Was Mono mir nun genau erzählen will, das weiß ich wirklich nicht. Aber vielleicht möchte es ja einfach nur schön sein. „Interesseloses Wohlgefallen“ sagen dann die Philosophen – „Wer weiß?“ sagt der Rezensent. Auf jeden Fall wirkt das Album laut gehört wie ein Kartoffelfeld nach einem schweren Gewitterregen – seine Farben sind intensiver, ausreichend in ihrer Prägnanz und eine sich an Schwere erinnernde Leichtigkeit liegt in der Luft. Nebenan ist die Landstraße, oben Knistern die Stromleitungen. Und jetzt fällt dem Rezensenten auch ein, an was er im Verlauf des Verfassens dieser Zeilen die ganze Zeit über sich erinnert fühlte: das Bild „Landschaft bei Hubbelrath“ von Gerhard Richter (Abbildung 2). Das ist’s! So klingt Mono.

Noch mal in einfach für Gemüselasagnekäufer: Mono ist über weite Strecken wunder-wunderschön.

Console: Mono

Disko B Records

www.console.li

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