Teen-Horror im Salzkammergut: „In 3 Tagen bist Du tot” (Tobias Prüwer)

In 3 Tagen bist Du tot
Regie: Andreas Proschaska
Buch: Thomas Baum & Andreas Proschaska
Mit: Sabrina Reiter, Julia Rosa Stöckl, Michael Steinocher,
Nadja Vogel & Laurence Rupp
Österreich 2006 – 97 min.
Kinostart: 22. Februar 2007
www.in3tagen.de
„Bitte helfst de Nina“: Scream auf OberösterreichischDes Blutes Stimme ist ununterbrochene Elegie.
E.M. Cioran

Jeder Idylle wohnt ein Schauder inne. Hiervon macht auch Ebensee im Salzkammergut keine Ausnahme. Das kleine Örtchen mit touristischen Avancen ist in malerischer Gebirgslandschaft am Traunsee gelegen. Doch das Gewässer hat es in sich und spült eines schönen Tages eine Leiche an die Oberfläche. Schon bald wird an weiteren Schauplätzen massakriert, denn der Serienmörder geht um und handelt aus niedersten Motiven: Rache.In 3 Tagen bist Du tot verlagert ein genretypisches Plot in die Alpen. Im Zentrum stehen fünf aufgedrehte Teenies, die sich im ersten Sex und alkoholischen Amüsements ergehen. Eben noch in den Abiturwehen, findet sich die Clique aus Nina, Mona, Clemens, Alex und Martin nach geschafftem Prüfungsparcour auf der Abschlussfete wieder. Man zelebriert ausgelassen und stört sich nicht am merkwürdigen Einzeiler, den alle per Kurznachricht auf ihren Handtelefonen finden: „In 3 Tagen bist Du tot“. Dass dies kein makabrer Scherz ist, wird allen fünf bald auf schreckliche Weise klar. Doch was nur setzte den wütenden Rächer auf ihre Spur? Zufall, oder gibt es einen dunklen Fleck in der gemeinsamen Vergangenheit? Berechtigte Fragen, deren Antwort vielleicht nicht mehr alle erfahren werden.

Der „Austrian Shocker“ (Eigenwerbung) ist die österreichische Antwort auf die als äußerst erfolgreich erkannte Kommerzialisierung des Horror-Genres. Man nehme unverbrauchte, sprich amateurhafte Charaktere und eine dünne, aber nicht ganz durchsichtige Story. Den Brei vermengt man mit einer ordentlichen Portion Maskenspiel, gut Nebel, Regen und Nachtzuschlag. Mit dramatischer Musik, schnellen Schnitten und Perspektiven ? la Versteckte Kamera abgeschmeckt, ist es dann servierbereit, – das leicht konsumierbare Horrorhäppchen.

Mit dem Hochglanz-Hollywood-Horror, der offenkundig die gesteckte Meßlatte ist, kann sich der Film durchaus messen. Damit gibt er sich aber wie eine Fingerübung auf der Klaviatur von gängigen Muster und Standardeffekten aus und wirkt wie ein Appell aus cinematografischer Provinz: „Wir können es auch!“ Mit erprobter Fertigmischung konnte Regisseur Andreas Prochaska (Die 3 Posträuber, Tatort: Tod in Afrika) nichts falsch machen, aber auch nichts wirklich Spannendes ins Werk setzen. Handwerklich solide aber unoriginell spult sich In 3 Tagen bist Du tot vor dem Publikum ab und teilt das Schicksal seiner Vorbilder: Weder langweilig noch überraschend taugt er zum beiläufigen Ansehen bei geselligen Heimkinoabenden durchaus als Sättigungsbeilage zu Chips und Bier; im Lichtspieltheater muss man ihn aber nicht gesehen haben. Einzig das eingestreute Lokalkolorit gibt dem Film einen possierlichen Beigeschmack: Man lernt, dass in Österreich die Kinder auf die Volksschule gehen und die Hochschulreife als Matura erwerben, und wie hübsch Rilkes Panter in österreichischer Mundart vorgetragen klingt. Das allerdings reicht nicht hin, den Film aus jener geschmacksneutralen Fast-View-Ware herauszuheben, der er nacheifert und bei welcher Genre-Gourmets nicht auf ihre Kost kommen.(Tobias Prüwer)

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