Flach, blutig, bleihaltig: „Smoking Aces” (Michael Grass)

Smoking Aces
Buch & Regie: Joe Carnahan
Mit: Ben Afflek, Andy Garcia & Alicia Keys
USA 2006 – 109 min
Verleih: Universal Pictures
Filmstart: 1. März 2007
www.smokinacesmovie.net
Rauchende Colts statt rauchender Köpfe

Ben Afflek sieht aus wie der Typ von The Village People. Fehlt nur noch, dass er sich in den Schritt greift, mit dem langen Billardqueue wedelt und laut HUAIEMMSIEEY singt.

Ich bin früher sehr oft mit meinem guten Freund Klaus ins Kino gegangen. Häufig haben wir da Filme gesehen wie Reservoir Dogs, Dobermann oder In China essen sie Hunde. Als wir die Leinwandsäle verließen, meinte mein Freund Klaus dann immer: „Das hat ganz schön gerunkelt.“ Runkeln, das heißt: Action, bis die Leinwand wackelt. Die Schlachtdarstellungen in den Herr-der-Ringe-Filmen sind ganz großartiges Gerunkel. Vielleicht ist die Bezeichnung das Runkeln ja eine Übertragung aus der Heimatkunde? Die Stadt und die Burg Runkel an der Lahn wurden während einer verheerenden Schlacht im Dreißigjährigen Krieg fast vollständig zerstört. Schlacht – Runkel: würde ja passen. Wenn ich Klaus richtig verstanden habe, meint Runkeln jedoch vorrangig Momente des Films, in denen inhaltliche Komponenten ausgeblendet und stattdessen durch sinnfreie Gewaltexzesse ersetzt werden. Früher haben wir postpubertär gesagt: „Hier fliegen die Fetzen“, heute brüllen wir retro-pubertär: „Das runkelt ordentlich!“, und klatschen dabei aufgeregt in die Hände. Ein Film, der ordentlich runkelt, darf keine komplizierte oder gar intelligente Handlung haben. Bedeutung macht den Unterhaltungswert kaputt. Ein einfacher Plot, simpel gestrickte Charaktere und ein riesiges Arsenal an Handfeuerwaffen und größeren Geschützen gehören zum Grundrezept eines derartigen Machwerks. Beispielsweise werden ein Dutzend eigenwillige und durchgedrehte Kopfjäger auf einen ehemaligen Mafiaganoven angesetzt, der selbst eine ganze Schar gut bewaffneter Beschützer um sich hat. Örtliche Polizei und das FBI dürfen natürlich auch mitmischen. Hinzu fügt man eine ordentliche Portion platte Attitüden und hohle Machosprüche. Frauenrollen werden nur besetzt, damit der Kinobesucher zwischen fliegenden Patronenhülsen und Verfolgungsjagden auch leicht beschürzte weibliche Hinterteile begaffen kann. Das Geschehen wird durch bissige bis vulgäre Dialoge unnötig in die Länge gezogen. Ein solcher Film bedient zu 100 % sämtliche Klischees eines Actionstreifens – es runkelt eben. Smoking Aces ist ein Runkelfilm: ein flacher, blutiger und bleihaltiger Kleinganoven-Nonsens.(Michael Grass)

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