Verdrängung des Ornaments

Die Malerei des Daniel Rode

der drang, sein gesicht und alles,
was einem erreichbar ist, zu ornamentieren,
ist der uranfang der bildenden kunst.
es ist das lallen der malerei.
Adolf Loos: Ornament und Verbrechen

Adorno hat das Ornament als Werkzeug enttarnt. Er offenbarte in diesem das „kunstvolle ästhetische Zerbröseln des Sinns“ als Polemik gegen einen Wahrheitswert in Kunstwerken.[1] Doch das Ornament war und ist allgegenwärtig. Selbst im zur geometrischen Figur reduzierten Kubus ist die symbolbeladene Oberflächenstruktur sich selbst Form genug und damit Ornament seiner eigenen Aussage: Ornament der Absage an das Ornament.

Im Gegensatz zu den oft überladenen Farbwänden und den mit Symbolgehalt getränkten Bildwerken der stadteigenen Kunstfabrik, präsentiert der Dresdener Rode schnörkellose und zurückhaltende Kunst. Er konstruiert architektonische Scheinwelten und dekonstruiert dadurch die architektonische Wirklichkeit. Er entfremdet urbane Realität. Sein Schaffen steht dabei unter der Frage nach der Zweckmäßigkeit von Raum und Architektur. Denn die „Gebäude, die auf Leinwände geraten, haben alles verloren, was ihnen einmal zugedacht war: Wohnen, Wärme, Dach überm Kopf.“ (ASPN) Die Verneinung derartiger Zweckbestimmungen von Architektur spricht bereits aus den Forderungen Bruno Tauts zur Auflösung der Städte oder Die Erde – eine gute Wohnung. Doch wie die Subtraktion von Form immer eine neue Form, und das Abschlagen von Symbol – mindestens in der Handlung selbst – Symbole bildet, muss auch der Versuch der Zweckmäßigkeit ohne Zweck scheitern. „Zweckmäßigkeit ohne Zweck ist die Sublimierung von Zwecken. [Aus ihr folgt] kein Ästhetisches an sich“, antwortete Adorno auf Adolf Loos‘ Idee vom Funktionalismus als Form ohne Ornamente und Symboliken.[2]

Worin endet das Hinterfragen von Funktionszusammenhängen? Bei Rode scheint die Antwort in der bloßen Abwesenheit architektonischer Formen zu liegen. Die skizzenhaften Portraits be-/umbauten, architektonisch begrenzten und zerlegten Raumes legen die Vermutung nahe, dass die Dekonstruktion von Architektur durch ihre unter Aussparung vollzogene Übersetzung in die Malerei von statten ginge. Doch diese Abstraktion kann nur im Schwarzen Quadrat enden. So scheint den Bildern eine echte theoretische Auseinandersetzung mit Form und Funktion sowie der Zweckmäßigkeit architektonischer Konstruktionen zu fehlen. Die zugeschriebenen Inhaltspostulate wirken krampfhaft, wie nachträglich aufgeblendet. Das erzwungene Bedeutungsmoment trübt das eigentliche ästhetische Vergnügen.
Das bleibt es. Trotz alledem.
Daniel Rode: esden
ASPN galerie leipzig
Baumwollspinnerei
10. März bis 21. April 2007
www.aspngalerie.de
[1] Hauke Brunkhorst: Kritik der Theorie – Adornos experimentelles Freiheitsverständnis
[2] Theodor W. Adorno: Funktionalismus heute

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