Zu groß für jede Leinwand: „Transformers” (René Seyfarth)

Transformers
Regie: Michael Bay
Buch: Boberto Orci & Alex Kurtzman
Mit: Shia LaBeouf, Megan Fox, Tyrese Gibson, John Turturro, Jon Voight u.a.
USA 2007 – 143 min.
Verleih: Paramount & Dreamworks
Kinostart: 1. August 2007
www.transformersmovie.com
Wenn Espressomaschinen weinen könnten

Espressomaschinen glänzen, machen merkwürdige Geräusche, stoßen Dampf aus und werden heiß. Es gibt die guten Espressomaschinen, die uns den Tag retten und schlechte Espressomaschinen, die explodieren oder einfach nur miserable Brühe kochen. Im Film Transformers kommen keine Espressomaschinen vor, aber auch dort können Laien (die Menschen) die bösen und die guten Maschinen nicht auseinanderhalten, weil alle bedrohliche Geräusche ausstoßen und irgendwie Angst machen. Und weil es ein amerikanischer Film ist, gibt es keinen Espresso, sondern lang gestreckten Coffee, der – einmal bezahlt – immer wieder nachgeschenkt wird, ob man nun will oder nicht. Mit anderen Worten: Der Film zieht sich anfangs unzulässig in die Länge und man muss erst einmal ziemlich viel Brühe trinken, bis man munter wird und sich der gewünschte Effekt einstellt.

Story und Figuren halten nicht sehr viele Überraschungen bereit. Auf der Erde befindet sich zufällig die Kraftquelle der Roboter und nachdem sie bereits ihren eigenen Planeten im Kampf um diesen Machtquell verwüstet haben, geht der Kampf nun auf der Erde weiter. Auf der einen Seite die bösen Roboter, die „in zivil“ als düstere Panzer, Kampfjets und Polizeiwagen (mit dem entzückenden Detail „To punish and enslave“ als Aufschrift) getarnt sind. Auf der anderen Seite fetzige Sportflitzer und getunte, bunt lackierte Trucks als Undercover-Identität der Guten. Da der Feind bereits feststeht, sind die Menschen alle auf der guten Seite, aber auch hier gibt es die übliche Role Models aus dem Baukasten: Der heroische Soldat und junge Vater, der sein Einsatzkommando unter Opfern durch den Kampf laviert, der bübchenhafte Loser (Shia LaBeouf) als Schlüsselfigur, die sich in einen Helden verwandelt, begleitet von einer aufreizenden Schönheit (Megan Fox), die sich von der waschbrettbauchgeilen Tussi in eine handfeste Spiel- und Kampfkameradin verwandelt. Der Präsident macht nichts, sondern lässt sich lieber Naschereien servieren. Ins Getümmel stürzt sich der Verteidigungsminister, den man gern als Nachbarn in der Kleingartensparte hätte und ein Geheimbereichsleiter, der so geheim ist, dass er eigentlich gar nicht existiert und der sich vom Saulus zum Paulus wandelt. Ach ja, nicht zu vergessen die toughe Blondine, die von Anfang an wusste, dass die Bedrohung nicht aus dem Iran oder Nordkorea kommt…

Diese Figuren müssen nun alle erstmal vorgestellt werden und herausfinden, was sie in diesem Film eigentlich zu suchen haben. Da muss man als Zuschauer durch. Die Langatmigkeit wird abgelöst durch ein Schnitt- und Effekt-Spektakel, das einem die Augen wegledert. Wer derart großangelegte Kinospektakel mag, wird hier ganz auf seine Kosten kommen, die Verwandlung der Roboter in ihre Inkognito-Fahrzeuge und zurück ist wirklich grandioser Zucker für die Augen und selbst die größte Leinwand scheint dafür immer noch zu klein zu sein. Selbst durch Hochhäuser darf wieder geflogen werden.

Meist leben Filme dieser Art neben den Effekten von den Details, den flotten Sprüchen und ein paar Slapstick-Situationen. Hierfür wäre sicherlich noch etwas mehr Platz gewesen, aber auch haushohe Roboter, die den Vorgarten zertreten und Angst haben, von den Eltern erwischt zu werden, können sich von ihrer knuffigen Seite zeigen. Darunter fällt wohl auch der Hundeblick aus Scheinwerfer-Augen und man rechnet fest damit, dass sie ein bisschen Schmiere weinen – aber wahrscheinlich weinen Roboter heimlich. Trotzdem ärgert man sich als Blockbuster-Freund über unzählige Unstimmigkeiten. Auch eine an den Haaren herbeigezogene Story mit absehbarer Handlung und einschlägigen Figuren sollte irgendwie stimmig sein.

Nun ja, wäre ich einer der bösen Roboter gewesen – keine der Figuren hätte annähernd eine Überlebenschance gehabt, die Welt läge in Schutt und Asche und ich wäre jetzt Master of the Universe (- aber das ist eine andere Geschichte). (René Seyfarth)

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  1. 03. August 2007 03. August 2007

    Schöner Text! Nur graut mir jetzt schon ein bisschen vor morgen Früh.Ich hoffe mal meine Kaffeemaschine gehört zu den Guten.

    Auf die Masters of the Universe.

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